Umgang des Betroffenen mit der Erkrankung
Sabrina Scherbarth sagt:
Ich habe immer versucht, das als Projekt zu verstehen, als Meilenstein, als schwierigen Meilenstein im Leben, den es zu schaffen gilt, um wieder auf die Normallaufbahn zu kommen. Ich habe einen BWL-Hintergrund und bin ein recht analytischer Typ, so dass ich für Probleme meist eine Tabelle mache und ein großes Problem in kleine Teilprobleme zerlege und mit einer Tabelle einfach versuche, das Problem abzuarbeiten. Und das hat mir ehrlicherweise auch dabei sehr geholfen. Nach einigen Jahren dachte ich, ich hätte die Erkrankung Krebs hinter mir. Nun muss ich aber an dieser Stelle meine Geschichte weitererzählen, denn nach neun Jahren erkrankte ich erneut an Gebärmutterhalskrebs. Trotz aller Nachsorgen hatte ich einen sehr ausgedehnten Befund, bei dem die Gebärmutter, die Eierstöcke und die Parametrien betroffen waren. Die zweite Diagnose hat mich sehr, sehr nach unten gezogen und trifft dieses Zitat, was ich hier noch mal anführen möchte: Der Tod war wie ein Mantel, der mich über Jahre begleitete. Hier war meine Tochter schon geboren und es war sehr, sehr schwer, wieder ins Leben zu kommen. Aber ich galt nach fünf Jahren geheilt und die erneute, also dritte, Diagnose kam völlig unerwartet. Das macht den Umgang mit Krebs immer wieder erneut anders. Ich bin überzeugt, dass Krankheit nie das ganze Leben bestimmen darf. Ich spreche mir immer zu, dass nur ein Teil meines Körpers erkrankt ist und ja ganz vieles davon noch gesund ist. Und das gibt mir Motivation. Und es gibt ja auch Momente am Tag, die sind ganz normal. Und mit einer gewissen Dosis Schmerztabletten oder auch einem homöopathischen Hilfsmittel, dass man nicht so leidet, gibt es viele schöne Momente, die man auch mit seinen Liebsten in der Normalität erleben darf. Ja, Bewegung ist mein Motor, Joggen, andere Sportarten, Bewegung heißt, etwas tun und auch etwas lösen können. Und mir hilft, zu gehen, spazieren zu gehen, zehn Minuten, eine halbe Stunde, immer wieder. Wer gehen kann, lebt und hat die Chance, ja, sich zu bewegen und auch etwas zu entscheiden. Diese Freiheit, sich zu bewegen, bedeutet für mich auch Entscheidungsfreiheit.
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