Themen-Special

Bewegung

Wer sich viel bewegt und Sport treibt, hat deutlich bessere Heilungs- und Überlebenschancen bei einer Krebserkrankung. Das Motto ist simpel: Je mehr Bewegung, desto größer der Effekt. Dennoch sollte der Patient seinen Körper nicht überlasten. Als besonders erfolgversprechend gilt ein moderates und an die individuellen Möglichkeiten angepasstes Trainingsprogramm. Die Kombination von Kraft- und Ausdauertraining kombiniert mit Flexibilität und Koordination ist dabei von großem Vorteil.

Mein Bewegungs-Navi

Bewegung, Sport und körperliche Aktivität werden bei der Behandlung von onkologischen Erkrankungen immer wichtiger. Wer als krebskranker Menschen körperlich aktiv ist, merkt, wie positiv sich das auf den Körper, die Psyche und das soziale Umfeld auswirken kann. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Komplikationen und Nebenwirkungen der medizinischen Therapie schwächer werden. Ein körperlich aktiver Lebensstil ist unmittelbar mit einer besseren Prognose verbunden – mit positiven Auswirkungen gegen Angst, depressive Symptome, Fatigue und Lymphödemen sowie für mehr Lebensqualität, körperliche Funktionsfähigkeit, Ausdauer, Kraft, Knochen und Schlafqualität.

Forschungsergebnisse aus erster Hand

Früher sollten sich Krebspatienten während und nach ihrer Behandlung ausruhen und wenig bewegen. Man glaubte, Schonung würde die Genesung erleichtern. Heute zeigen aktuelle Forschungsergebnisse, dass die Realität ganz anders aussieht. Im Interview sprechen wir mit PD Dr. Joachim Wiskemann. Er forscht am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg (NCT) und erklärt auf ganz verständliche Weise, warum Bewegung, Sport und körperliche Aktivität bei der Behandlung von onkologischen Erkrankungen so wichtig sind und wie Patienten mit einer Krebserkrankung im Netzwerk OnkoAktiv passende Angebote in ihrer Region finden.

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Weitere Informationen
Turnschuhe und Pfeile, die in verschiedene Richtungen auf Asphaltboden zeigen,

1. Bevor Sie loslegen

Bevor Sie mit Ihrem Programm starten, lassen Sie sich untersuchen und beraten – für ein sicheres Trainingsprogramm.

Sprechen Die dazu Ihren behandelnden Onkologen an und lassen Sie sich bei einer zertifizierten Beratungsstelle beraten.

Weitere Informationen gibt es hier beim netzwerk-onkoaktiv.de

2. Was passt zu mir? – Was tut mir gut?

Das Angebot für Bewegung und Sport ist riesig und nahezu unüberschaubar. Nahezu überall in Deutschland gibt es eine große Auswahl: Sportvereine, Fitnessstudios, Volkshochschulen, Reha-Einrichtungen, Privatpersonen und spezialisierte Zentren wie im OnkoAktiv-Netzwerk.

Neben Laufen, Nordic Walking, Wandern, Gymnastik, Schwimmen, Gerätetraining und Skigymnastik können auch Yoga, Qigong, Zumba, Pilates und Tanzen eine gute Wahl sein.

Was sollte ich bei der Wahl eines Sportangebotes beachten?

  • Zertifizierung und Qualität
  • Ausbildung der Trainer
  • Auswahl, Dauer und Umfang der Übungen

Spezielle Informationen dazu gibt es hier beim netzwerk-onkoaktiv.de

Oma und Opa mit dem Enkel beim Herbstspaziergang, Opa lässt das Kind an den Händen gehalten fliegen
Älteres Ehepaar beim Joggen im Freien

3. Wo gibt es passende Angebote für mich?

Inzwischen gibt es ein starkes Netzwerk, in dem bestehende Angebote im Bereich Bewegung, Sport und Krebs auf bestimmte Qualitätsstandard geprüft und zertifiziert werden. Unter dem Namen OnkoAktiv sollen alle Netzwerkpartner eine professionelle und der Erkrankungssituation angemessene Betreuung bieten. Dieses Netzwerk wird durch das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg koordiniert und in den kommenden Jahren weiter wachsen.

In Zukunft sollen an jedem Ort in Deutschland qualitätsgeprüfte regionale OnkoAktiv-Zentren aufgebaut werden, damit Menschen mit einer Krebserkrankung sowie ehemals Betroffene wohnortnah in einer Therapie- und Trainingsinstitution trainieren können.

Hier geht es zum bestehenden Angebot beim netzwerk-onkoaktiv.de und hier zu aktuellen Reha-Sportgruppen in Deutschland

4. Wie wird mein Bewegungsprogramm aufgebaut sein?

Jedes Bewegungsprogramm wird von den Fachleuten gemeinsam mit dem Patienten individuell erarbeitet und zusammen gestellt. Die Programme sind für jeden Patienten unterschiedlich. Es wird Rücksicht genommen auf den den körperlichen und psychischen Zustand des Patienten und auf die aktuelle Situation vor, während und nach der Therapie. Hinzu kommen die verschiedenen Therapiearten, die ganz andere Folgen für den Patienten mit sich bringen. Chemotherapie, antihormonelle Therapie und Operation bedingen unterschiedliche Möglichkeiten der empfohlenen Bewegungen.

Detaillierte Informationen gibt es hierzu beim netzwerk-onkoaktiv.de

Mann bei Stretching-Übung am Büroschreibtisch
Frauen machen auf Yogamatten Bodenübungen und sind nach vorne gebeugt

5. Für welche Leistungen muss ich bezahlen?

Die Beratung und Vermittlungen innerhalb des Netzwerk OnkoAktiv sind kostenfrei. Sofern die Krankenkasse die Kosten des Bewegungsprogrammes nicht erstattet, können Kosten für die die Betreuung in der OnkoAktiv Therapie- und Trainingseinrichtung entstehen.

Am sichersten ist es, wenn sich der Patient beim behandelnden Arzt, beim Sozialdienst, bei der Krankenkasse oder den OnkoAktiv-Ansprechpartnern entsprechend beraten lässt.

Weitere Informationen zum Thema gibt es hier beim netzwerk-onkoaktiv.de und in unserem Themen-Special „Rehabilitation“

6. Den inneren Schweinehund überlisten

Der innere Schweinehund ist ein lästiger Begleiter. Er lässt die guten Vorsätze für mehr Bewegung und Sport schnell vergessen. Ob nun das schlechte Wetter oder etwas anderes – der Schweinehund findet immer wieder einen Grund, damit das geplante Programm ausfällt oder verschoben wird. Stattdessen lockt das gemütlich, warme Zimmer, das Faulenzen, ein gutes Essen oder etwas anderes.

Also wie kann der innere Schweinhund zur Ruhe kommen? Wir haben im folgenden Abschnitt sechs hilfreiche Tipps zusammengestellt, die dabei helfen.

Sympathische, vollschlanke Frau sitzt auf Yogamatte und schaut auf einen Laptop

Gut und konkret planen

Auf Hinder­nisse vor­bereitet sein

Aktiv im Alltag

Mitstreiter suchen

Geduld haben

Sich belohnen

1. Gut und konkret planen

Ein Plan ist viel wirkungsvoller als ein Vorsatz. Je konkreter und präziser formuliert Ihr Plan ist, desto besser können Sie ihn einhalten. Beantworten Sie in Ihrem Plan die folgenden Fragen:

  • WAS werde ich machen?
  • WO werde ich es machen?
  • WANN werde ich es machen?
  • MIT WEM werde ich es machen?

Überprüfen Sie ihren Plan regelmäßig einen sogenannten „P– Check“: Ist mein Plan präzise formuliert, passt er für noch mich, und ist er praktikabel?

Falls Ihre Verfassung während Ihrer Krebstherapie sehr schwanken sollte: Stellen sie einen Sportplan für bessere Tage und einen Sportplan für Tage, an denen es Ihnen nicht so gut geht auf. Das hilft, den Leistungsdruck zu nehmen. Sie können täglich individuell nach Ihrem aktuellen Befinden entscheiden, wie intensiv die Bewegung sein darf.

2. Vorbereitet sein, falls Hindernisse auftauchen

Der Plan ist erstellt, er ist gut durchdacht, präzise, passend für Sie und praktikabel. Doch leider kommt häufig etwas dazwischen. Lassen Sie sich nicht davon abschrecken. Stattdessen sollten Sie aufschreiben, woraus die Hindernisse bestehen und wie Sie mit ihnen umgehen. So können Sie passende Gegenstrategien finden.

Ein Beispiel: Wenn Sie sich am Montagmorgen sehr schlapp fühlen, machen Sie ein paar ruhige Balanceübungen, anstatt ein strammes Krafttraining, bei dem Sie sich sehr anstrengen müssen.

3. Aktiv im Alltag

Wer sich für einen körperlich aktiven Lebensstil entscheidet, kann viele Aktivitäten auch in seinen Alltag integrieren. Jeder Schritt und jede Bewegung zählt:

  • Nutzen Sie die Wartezeit beim Arzt für einen kleinen Rund- oder Spaziergang.
  • Parken Sie Ihr Auto immer so, dass Sie noch ein Stück zu Fuß gehen können.
  • Nehmen Sie die Treppe und verzichten ganz bewusst auf Fahrten mit der Rolltreppe oder dem Aufzug.
  • Lassen Sie sich nicht zu viel abnehmen, das hält fit.

Auch kleine Bewegungen sind durchaus nützlich für Ihre Gesundheit:

  • Stellen Sie sich beim Zähneputzen auf die Vorderfüße und zurück.
  • Föhnen Sie Ihr feuchtes Haar nicht, sondern rubbeln Sie es mit einem Handtuch trocken.
  • Selbst im Bett können Sie leichte Übungen durchführen, wie z. B. ein Training der Beckenboden- oder Bauchmuskulatur.

4. Mitstreiter suchen

info
Tipp

Eine passende Sportgruppe in ihrer Nähe finden Sie über die Karte des OnkoAktiv-Netzwerks .

Wenn es Ihnen leichter fällt, in Gemeinschaft körperlich aktiv zu sein, suchen Sie sich Mitstreiter. Ob im Sportverein, der Sportgruppe, gemeinsam mit dem Partner oder Freund oder durch spezielle Angebote für Krebspatienten – sich gemeinsam zu bewegen macht mehr Spaß und motiviert. Darüber hinaus bieten diese Aktivitäten einen festen Rahmen, der Ihnen hilft, am Ball zu bleiben.

Es kann auch hilfreich sein, Kontakt zu anderen Personen mit Krebserkrankung zu suchen. So erhalten Sie wertvolle Tipps, Tricks und gegenseitige Aufmunterungen von Menschen, die es bereits geschafft haben, einen körperlich aktiven Alltag aufzubauen. Das motiviert und reiß mit!

5. Geduld haben

Körperliche Aktivitäten haben viele positive Effekte – aber sie sind kein Wundermittel. Es dauert einige Wochen, bis Ihre therapiebedingten Nebenwirkungen spürbar weniger werden. Schenken Sie auch den kleinen positiven Effekten Beachtung. Genießen Sie den Moment, z.B. wenn Sie sich in der frischen Luft bewegen oder sich ausgeglichen und zufrieden nach einer Sporteinheit fühlen. Behalten Sie auch bei Rückschlägen Ihren guten Willen.

Schreiben Sie Tagebuch. Manchmal hilft es, etwas niederzuschreiben. Ihr Gehirn kann sich die positiven Ereignisse des Tages viel besser merken mit einigen Sätzen über Dinge, für die Sie heute dankbar sind. Ein Energietagebuch hilft dabei zu erkennen, welche Aktivitäten gut oder weniger gut tun.

6. Sich belohnen

Wenn Sie besondere Ziele in Ihrem Plan erreicht haben oder große Hindernisse überwunden haben, dann haben Sie sich eine Belohnung verdient. Feiern sie Ihren Erfolg mit einem guten und gesunden Essen, gehen Sie aus oder machen einfach etwas, an dem Sie große Freude haben.

Wir danken für die freundliche Unterstützung