Erinnerungen an die Chemotherapie
Nadja Will sagt:
In dem Moment, in dem ich mit der Chemotherapie angefangen habe, habe ich tatsächlich gelernt, wieder gelernt zu träumen. Und zwar, indem ich meine pinken Kopfhörer aufgesetzt habe und mich an die verschiedensten Orte geträumt oder gebeamt habe. Ob ich bei Pink auf einem Konzert war, ob ich auf Hawaii war, ich war überall, während der Chemophase. Da ist wieder die mentale Einstellung entscheidend gewesen. Im Laufe, gerade der ersten ein, zwei Wochen, die Chemo lief an und witzigerweise war die erste Chemo aus wir ein Aperol-Spritz, ja. Ich mag total gern Aperol-Spritz, auch jetzt wieder, Gott sei Dank. Und habe dann einfach gedacht, eine sehr liebe Arbeitskollegin kam dann noch vorbei und brachte mir eine Anti-Krebs-Sau vorbei und habe dann gedacht, so, lass mal laufen. Aperol-Spritz läuft. Es ist komisch, aber ich habe versucht, aus der Perspektive wirklich das Beste zu sehen. Mich konsequent darauf zu fixieren und nicht auf den Krebs zu reduzieren. Auch der Krebs, auch von Herrn Doktor Häuser gesagt, der ist ja aus mir entstanden. Physische Schmerzen, tatsächlich habe ich auf die Chemotherapien, ja, mit erhöhter Herzfrequenz reagiert, dass ich auch wirklich noch mal Cortison gebraucht habe. Also so eine allergische Reaktion quasi, die hat man dann versucht auszubremsen. Das waren so die physischen Reaktionen, unmittelbar zur Chemo sozusagen. Weiterhin auch natürlich diese komplette körperliche Schwäche. Wirklich am Boden gedrückt zu werden. Also ich war manchmal nicht im Stande, von der Coach hochzukommen, gerade so die ersten drei bis fünf Tage nach der Chemo, und mich auszuziehen, mich auf Toilette zu begeben. Überhaupt hochzukommen, nicht, man mag es sich nicht vorstellen, wie toll es eigentlich ist, dass man im Leben stehen kann. Ich konnte es eine lange Zeit einfach nicht. Habe das aber angenommen, ganz entscheidend, ich habe es angenommen, weil mein Körper hatte ja etwas zu tun. Er hatte eins zu tun und das war für mein Leben zu kämpfen. Und das hat er natürlich auf vollster Ebene versucht und somit alle Reserven, sagen wir mal so, ich habe ihn dabei unterstützt, alle Reserven zur Verfügung zu stellen. Und habe das einfach angenommen und habe teilweise mit meinen Kindern und, und, im Bett gefrühstückt, Abend gegessen, Abendbrot gegessen, wie auch immer. Wir hatten da einen ganz tollen Hund, mein Therapiehund und der hat mich natürlich auch oben gehalten und immer mal wieder mich an die frische Luft mitgenommen, sozusagen.
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