Survivor LIVE: Übergang in eine andere Zeit
Am 17. April 2020 fand zum ersten Mal ein Webcast auf der Plattform der CancerSurvivor statt. Dies regelmäßige Reihe soll eine Ergänzung zu den Interviews der Mediathek mit den vielen Interviewpartnern sein. Beim LIVE-Talk sprachen die Gäste über Beeindruckendes, Heiteres, Wahrhaftiges und Berührendes.
Es sind nicht die bekannten Pfade, sondern die unbemerkten Übergänge, an denen das Lebendige seine Kraft entfaltet.
Dieses Sprichwort ist eine sehr gute Beschreibung für das Thema, um das es bei unserem ersten Webcast geht. Eine Krebserkrankung ist ein ganz gravierender Wendepunkt im Leben. Unsere Gäste vor der Webcam sind die beiden CancerSurvivor Kinga Mathé (Vorstand „Das Lebenshaus e.V.“) und Evelyn Kühne (Erfolgsautorin). Es moderiert Stephan Pregizer.
- Wir gehen den Fragen von Veränderungen nach, welche mit einer Diagnose einhergehen.
- Was sind Mutmacher und woraus lässt sich Kraft schöpfen, um dann einen neuen Weg zu gehen?
- Was haben unsere Gesprächsteilnehmer zurückgelassen auf ihrem Weg zur Neuausrichtung?
- Womit kann man ab tiefsten Punkt, mit seinem Innersten in Berührung kommen?
- Was kann „lebendig“ werden, wozu man zuvor vielleicht keinen Zugang hatte?
Transcript
Ja, ganz herzlich willkommen, meine Damen und Herren, liebe Freunde zu unserem ersten Livetalk der Initiative der German Canesor Survivor heute an diesem wunderschu00f6nen fru00fchsommerlichen Tag.Ich darf ganz herzlich begru00fcu00dfen aus Berlin und mu00f6chte ganz gerne erst mal einfu00fchren in unser Thema.Jedes Jahr erkranken circa 500000 Menschen neu an Krebs.Es sind Menschen mit ganz unterschiedlichen Gesichtern und unterschiedlichen Geschichten.2 davon haben wir heute live zu Gast.
Die Diagnose Sie haben Krebs ist wie ein Riss in das bisherige Leben.Meistens war es bis zu diesem Zeitpunkt ein sorgenfreies, unbeku00fcmmertes Leben.Und schlagartig sieht man sich mit vu00f6llig neuen Fragen konfrontiert und nicht selten auch vu00f6llig damit u00fcberfordert.Wie soll das jetzt in meinem Leben weitergehen?Welches Leben habe ich jetzt vor mir?
Mit welchen Einschru00e4nkungen muss ich in Zukunft lernen umzugehen?Was kommt da alles auf mich zu?Wie schaffe ich das u00fcberhaupt?Und das alte, gewohnte und gru00f6u00dftenteils gemochte, geliebte Leben ist zu Ende.Wie sieht denn jetzt das Neue aus?
Das sind auch Fragen, die sich zunehmend aktuell Menschen in unserem Umfeld bezu00fcglich der Coronapandemie stellen.Viele Betroffene haben uns immer wieder in Interviews, die wir gefu00fchrt haben, berichtet, dass sie durch die Erkrankung und den Umgang mit Krebs begonnen haben, dem Leben einen neuen Sinn zu geben und gestalterischer damit umzugehen.Es war auch teilweise zu hu00f6ren, dass es wie eine neue Freiheit ist.Sie erzu00e4hlen uns, dass es gelungen ist, in eine neue Kraft zu kommen.Sie erzu00e4hlen, dass sie gelernt haben, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen.
Und sie haben uns auch vermittelt, dass sie achtsamer mit dem Leben, mit sich und mit ihrem Umfeld umgegangen sind.Und sie haben den Tru00e4umen, den Wu00fcnschen und den Sehnsu00fcchten auch mehr Raum gegeben.Hierzu haben wir das treffliche Zitat fu00fcr unseren heutigen Talk gefunden und gewu00e4hlt, das da lautet, es sind nicht die bekannten Pfade, sondern die unbemerkten u00dcbergu00e4nge, an denen das Lebendige seine Kraft entfaltet.Daru00fcber sowie u00fcber Heiteres, Wahrhaftiges und Beru00fchrendes wollen wir jetzt im Anschluss sprechen.Doch bevor wir das tun, mu00f6chte ich gerne Sebastian Ru00f6der, meinen Kollegen bitten, uns kurz ein paar technische Informationen zu geben.
Ja, hallo, ich bin Sebastian Ru00f6der von der Initiative German Cancer Survivors und von mir gibt es ganz kurz ein paar kleine technische Details.Es gibt ja 2 Mu00f6glichkeiten aktuell diesen Videostream anzusehen beziehungsweise dieses Webcast anzusehen.Das ist einmal die Mu00f6glichkeit als Livestream, der ist momentan gerade auf der Webseite bei uns zu sehen, direkt unter www.cancel survivors.De.Hoffen wir, dass das stabil lu00e4uft und andererseits gibt es die Mu00f6glichkeit u00fcber Zoom daran teilzunehmen an diesem Webcast und weil das Ganze ja ein interaktiver Webcast werden soll, wollen wir Sie natu00fcrlich dazu animieren, auch wirklich tatsu00e4chlich mit Ihren Fragen teilzunehmen und Ihre Fragen an unsere Talkgu00e4ste zu stellen.
Das ganze Interaktive funktioniert allerdings nur mit Zoom.Das heiu00dft, Sie mu00fcssten per Zoom an diesem Webcast teilnehmen.Ein Link und die Beschreibung dazu oder dazu, wie das funktioniert, finden Sie auch auf der Webseite und ja, wenn Sie das dann soweit per Zoom in diesem Webcast drin sind, dann ku00f6nnen Sie uns Ihre Fragen stellen und wie das funktioniert, ist im Detail beschrieben, aber ich sage es noch einmal ganz kurz, in dem Videofenster befinden sich ganz unten eine Schaltflu00e4che F und A, Frage und Antwort.Wenn Sie da drauf klicken, dann ku00f6nnen Sie uns direkt Ihre Frage stellen und die dann absenden.Allerdings dazu gleich noch eine Bitte.
Sie mu00fcssten uns sagen, wie Sie die Frage stellen wollen, ob Sie die Frage direkt live u00f6ffentlich ins Gespru00e4ch reinstellen wollen, das heiu00dft live mit Ihrer eigenen Kamera zu sehen sein wollen oder ob Sie nur die Frage per Audio stellen wollen oder gegebenenfalls die Frage einfach nur per Text stellen wollen.Dazu schreiben Sie uns direkt zu Ihrer Frage am besten dazu live, das Stichwort live fu00fcr Live Frage, das heiu00dft Sie sind zu sehen oder Sie schreiben das Stichwort Audio dazu, dann sind Sie nur zu hu00f6ren, dann schalten wir Sie sozusagen nur per Ton dazu oder Sie schreiben Text dazu, dann wu00fcrden wir die Frage, dann wu00fcrde Stefan Pregezer als Moderator die Frage dann zum passenden Zeitpunkt stellen beziehungsweise ich.Ja, ansonsten, das war es im Grou00dfen und Ganzen von meiner Seite.Wie gesagt, die ganzen Details sind auf der Webseite auch noch zu finden, da ist eine detaillierte Auffu00fchrung dazu, wie es funktionieren kann und wie es funktioniert.
Jetzt bist du ja fu00fcr die technische Unterstu00fctzung nicht ganz alleine da, sondern hast auch Hilfe und Support durch Nadja.Herzlich willkommen Nadja auch an dich.
Julian.
Dankeschu00f6n.Heiu00dfe auch alle herzlich willkommen und wu00fcnsche uns allen viel Freude.Ich stehe jederzeit im Chat fu00fcr Fragen und Antworten zur Verfu00fcgung und unterstu00fctze.
Ja, Survivors Life heiu00dft unser neues Programm, heute mit dem Titel u00dcbergang in eine andere Zeit.Und dazu darf ich jetzt ganz herzlich willkommen heiu00dfen.Die Erfolgsautorin Evelyn Ku00fchne und Kinga Matthu00e9.Sie ist Vorstand bei Das Lebenshaus.Ihr seid nun beide zugeschaltet.
Evelyn aus der Nu00e4he von Dresden und Kinga aus dem Raum Stuttgart.Ganz herzlich willkommen.Ich sehe jetzt grade, ihr seid auch schon online und im Bild.Herzlich willkommen, Evelyn.Schu00f6n, dass Du dabei bist.
Ich freu mich, hier zu sein.Vielen, vielen Dank fu00fcr die Einladung.
Und ganz herzlich willkommen, Kinga.Ich seh dich hier auch im Bild, jawoll.
Hallo, ich freu mich sehr, heute dabei sein zu du00fcrfen.
Fein.Schu00f6n, dass das klappt mit der Technik und mit allem.Jetzt ist es ja so, dass wir heute u00fcber u00dcbergu00e4nge sprechen wollen.Und von euch beiden weiu00df ich, dass diese Diagnose Krebs und der Umgang mit der Krebserkrankung fu00fcr euch doch sehr wohl ein ganz, ganz massiver Wendepunkt im Leben seid.Ihr seid beide sehr unterschiedliche Ladys, wenn ich das so sagen darf, und aber ihr habt trotzdem etwas, was euch vereint.
Ich nehm das mal als kleinen Vorgriff auf eure Geschichte.Ihr hattet nu00e4mlich durch diesen u00dcbergang in eine andere Zeit jede Menge u00dcberraschungen.Ihr habt auch Veru00e4nderungen dabei erlebt, aber auch vor allen Dingen ganz viel Neues, was euer Leben nachhaltig veru00e4ndert hat.Kinga, die Frage an dich, Du warst ja Mathematik Professorin an der Uni, du bist immer noch Mathematik Professorin, aber hast unterrichtet und du hast jetzt ein vu00f6lliges neues Leben dir eingerichtet und das gestaltet.War dir die Dimension des u00dcbergangs, als Du die Erkrankung gehabt hast und da so reingewachsen bist in dieses Neue und schon mal die ersten, einen Vorgeschmack vielleicht auch drauf bekommen hast, war dir klar in der gesamten Dimension, wie dein Leben sich jetzt darstellt?
Nein, auf keinen auf keinen Fall.Also ich war Dozentin an der Universitu00e4t und als ich 2009 erst mal erkrankte, an Nierenkrebs erkrankte, wurde ich operiert und wurde also geheilt entlassen und da dachte ich erst mal, das Leben geht so weiter.Und dann 2013 im September erhielt ich die Diagnose der Metastasen Und das war mir dann ganz klar, dass das Leben ein ganz Neues sein wird.Dass ein Leben, dass mein Leben sich veru00e4ndert hat, geu00e4ndert hat grundsu00e4tzlich und dass das Leben davor nicht mehr fu00fcr mich existiert.Zwar natu00fcrlich nicht klar, was das bedeutet, aber ich wusste, dass ich was u00e4ndern muss oder dass ich ein, dass ich neue Wege gehen muss, mit meiner neuen Situation klarzukommen und ein lebenswertes Leben zu leben.
Everdin, Du hast ein kleines Geschu00e4ft vor deiner Erkrankung gefu00fchrt, warst dann in einem Bu00fcrojob bei einem Bestattungsinstitut und bist heute Autorin.War dir die Dimension klar?Das kann doch gar nicht gewesen sein, oder?
Nu00f6.Also ich hab damals gedacht, wo ich in meiner Bestattung sau00df, das ist jetzt der Job, den ich so bis ans Ende meines Lebens mehr oder weniger mache.Dann kam die Krebsdiagnose und da war mir schon bewusst, dass sich irgendwas u00e4ndern wird in meinem Leben, vielleicht so in einem gewissen Rahmen, so ein klitzekleines Bisschen, dass sich aber letzten Endes dadurch wirklich mein komplettes Leben u00e4ndert.Ja?Nicht nur das das Berufliche, sondern alles, also dass sich alles veru00e4ndert, auch mein ganzes Denken und mein Fu00fchlen und mein Inneres, hu00e4tte ich nie im Leben gedacht, niemals.
Mhm.Bei dir war's eine Brustkrebsdiagnose, die war in welchem Jahr?
Die war 2011.
Da warst Du 39?
41.
41, entschuldige.Ich wollte dich gerne etwas ju00fcnger machen.Also Du warst 41 2011 und hast dann 2 Jahre spu00e4ter eine Fatique Diagnose auch bekommen.Sag uns ein bisschen was dazu, fu00fcr alle, die das noch nicht so kennen.
Ja, also Fatique, das ist ein schweres Erschu00f6pfungssyndrom, eine Folge von Krebs oder Krebsbehandlung.Das ist son, ja, kann man so richtig nicht sagen.Und ich werde oft gefragt, Evi, wie fu00fchlt sich das so an?Wie kann ich mir das vorstellen?Und ich erklu00e4re es immer so, wenn also eine schwere Erku00e4ltung im Anzug ist und man irgendwo so das Gefu00fchl hat, man will nur noch nach Hause auf die Couch sich hinlegen und seine Ruhe haben.
Es ist eine Erschu00f6pfung, die letzten Endes Ku00f6rper, Geist und Seele umfasst.Also ich war in der schlimmsten Phase der Fatigue, bin ich kaum vom Erdgeschoss in die erste Etage gekommen.Ich konnte kein Buch mehr lesen.Geschirrspu00fcler ausru00e4umen musste ich zwischendurch dreimal Pause machen, das zu schaffen.Also man hat einfachste Dinge vergessen, weil die Konzentration einfach schwierig war.
Also das ist letzten Endes die Fatigue.
Du hast mir im Vorgespru00e4ch gesagt, dass Du nicht genau weiu00dft, was fu00fcr dich schlimmer gewogen hat.Die Krebsdiagnose oder die Diagnose 1 chronischen Fatique?
Also ich sag mal, wo ich die Krebsdiagnose bekam, da war fu00fcr mich so dieses, da wusste ich, da bestand ein gewisses Behandlungskonzept, also da war die Chemo, da war die Bestrahlung, die Operation und das war was, wo ich mich ranhangeln konnte.Bei dieser Fatique, da bekam ich die Aussage, also das ist eine chronische Fatique, das heiu00dft, es wird nie mehr anders und es gibt irgendwo auch kein richtiges Mittel, also kein Medikament oder irgendwas, was man selber einnehmen kann oder tun kann, damit es u00fcberhaupt mal wieder besser wird.Und diese Endgu00fcltigkeit, also schon dieser Begriff chronisch, es wird nie mehr besser, das war fu00fcr mich schlimmer als bei der Krebsdiagnose.
Kinga, bei dir war das so, du hast 2009, also mit 39, da stimmt jetzt, glaube ich, das Alter Ja.Die Diagnose Nierenkrebs bekommen.Welche Gedanken sind dir da durch den Kopf gegangen?Woran hast Du Zuversicht festmachen ku00f6nnen oder was hat dir Mut gemacht, dass Du, ja, weiter nach vorne schauen kannst?
So erstens, ich war nicht zu jung, zu sterben.Es hu00f6rt sich vielleicht an, aber ich hab mir gedacht, das kann doch nicht alles gewesen sein.Unsere Tochter, die war ja 8 Jahre alt und ich hab mir gedacht, nee, also das das kann jetzt nicht sein.Es es muss eine Lu00f6sung geben.Ich bin halt sehr lu00f6sungsorientierter Mensch und ich hab dann den Arzt gleich gefragt, was was kann man machen?
Und da hat man mir gesagt, schnell operieren und dann habe ich gesagt, okay, dann operiere ich schnell, lass ich schnell operieren, dann ist der Tumor drauu00dfen und ich bin geheilt.Und so optimistisch und mit Zuversicht bin ich in die ganze Geschichte reingegangen.Und nach der Diagnose, nachdem die OP fertig war, fing ich an, mich zu informieren und da habe ich gemerkt, oje oje, das ist vielleicht erst der Anfang der ganzen Geschichte.Ich hatte einen fortgeschrittenen Tumor.Die Wahrscheinlichkeit, dass ja Metastasen kommen, war schon sehr hoch.
Ja, und die kamen dann auch 2013.
Mhm.Du bist ja heute ganz engagiert im Lebenshaus.Magst Du uns ein bisschen davon erzu00e4hlen, was Du da machst, was deine Funktion ist und was man da an Unterstu00fctzung erfahren darf?
Ja, also wenn man sone Diagnose bekommt, versucht man heute im WWW zu googeln und zu schauen, was gibt es und was ist das fu00fcr eine Erkrankung und gibt es noch Menschen, die diese Erkrankung haben?Wie gehen Sie mit dieser Erkrankung Und dann fand ich das Lebenshaus damals schon ganz am Anfang meiner Erkrankung, wo ich noch nicht mehr tastasiert war Und ich bekam so viel Unterstu00fctzung, schon, sag ich mal, wissenschaftliche Unterstu00fctzung, ja, also dass ich ja mich erkundigen konnte u00fcber diese Erkrankung, wie sie verlu00e4uft, welche medikamentu00f6se Therapien gibt es.Aber ich bekam auch sehr viel Unterstu00fctzung von Menschen, die mit dieser Erkrankung sehr gut zu dem Zeitpunkt gelebt haben und noch heute leben.Und da wusste ich, also da gibt es eine Hoffnung.Also wenn diese Menschen so toll mit ihrer Erkrankung umgehen, dann dann kann ich das auch.
Dann dann werde ich das auch schaffen.
Ach so.
Und so fing ich an.Ja, ich fing dann an Ich wollte dann erst mal eine Gruppe hier, eine Selbsthilfegruppe in Stuttgart auf die Beine stellen und das habe ich Und dann habe ich langsam angefangen, mich ehrenamtlich zu engagieren und heute bin ich Vorstandsvorsitzender und habe einen 6 bis manchmal einen 6 bis 8 Stunden Job, der mich erfu00fcllt und sehr glu00fccklich macht.
Was ist das, was Du durch den neuen Job, wenn ich das mal so sagen darf, dazu bekommen hast oder auch dazugelernt hast?
Ich hab sehr viel Menschliches gelernt.Ich war ich ich war kein sehr empathischer Mensch fru00fcher, ja?Also ich ich ich war kein schlechter Mensch, aber ja, ich dachte, jeder ist fu00fcr sein Schicksal zustu00e4ndig und wenn man Probleme hat, dann wollt man sich Hilfe.Aber ich stand ja nicht als Hilfegebende zur Verfu00fcgung, sag ich mal.Und durch die Arbeit in diesem Verein hab ich gemerkt, dass ich die Fu00e4higkeit habe, Menschen zu helfen durch meine Geschichte, durch Also dass ich den Menschen Mut machen kann, dass ich ihnen Zuversicht zusprechen kann.
Und ja, das ist das, was was mich in meinem neuen Job so erfu00fcllt.
Du, jetzt komme ich zu Eberlin.Eberlin, Du hast es mir gesagt, dass Du nicht so sehr gesehen hast, wie viel Zuversicht, Mut, ja, und Unterstu00fctzung Du anderen durch deine Bu00fccher, aber auch durch die vielen Gespru00e4che, die Du fu00fchrst, schenken kannst.Da war auch eine u00dcberraschung fu00fcr dich dabei, oder?
Absolut.Also ich war ja, ich sage immer mein altes Leben dazu.Das war so das vor der Diagnose.Und da war ich eher so immer sehr unscheinbar unterwegs.Also ich bin immer so mitgeschwommen und hab auch meine eigene Rolle, die ich so gespielt hab, immer sehr unterbewertet.
Also ich hab immer gesagt, ach, ich bin's ja nur, die Evi und das, was ich tue, das ist nichts Besonderes.Und dann habe ich festgestellt, wo ich angefangen habe zu schreiben und besonders nach dem ersten Buch, was ja von meiner Erkrankung handelt,
habe ich Das heiu00dft Viertelkraft voraus.
Genau, heiu00dft Viertelkraft voraus und thematisiert halt meine Krebserkrankung und auch die Fatigue ist sozusagen ein Mutmachbuch, in dem ich so Strategien aufzeige fu00fcr andere Betroffene und sage, so kann man mit der Krankheit umgehen.Und dieses Buch wurde dann immer bekannter und es kamen erste Anfragen von Selbsthilfegruppen und von Vereinen, die gesagt haben, Mensch, Evi, kannst Du mal bei uns lesen?Und das hat mich so beru00fchrt, dass nach 1 dieser Lesungen kam eine Frau zu mir und die sagte, also Frau Ku00fchne, Sie sind mein absolutes Vorbild.Ihr Bild hu00e4ngt an meinem Ku00fchlschrank.Sie haben mich gerettet.
Ohne Sie wu00e4re ich wahrscheinlich nicht mehr am Leben.Ihr Mann war wohl im Internet auf mein Buch gestou00dfen, hatte ihr das gekauft und sie sagt, also, ich glaube, ich habe ihr Buch schon 50 Mal gelesen, das ist fu00fcr mich wie so eine Bibel, sie sind eine richtige Mutmacherin.Und dort, an dieser Stelle ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, was ich bei anderen Menschen auslu00f6sen und erreichen kann.Also das war sehr beru00fchrend bis heute.
Jetzt ist es ja nicht bei dem Buch geblieben, sondern Du bist mittlerweile Erfolgsautorin, hast da eine richtig steile Karriere hingelegt.Jetzt komme ich noch mal zu unserem Thema mit den u00dcbergu00e4ngen.Das heiu00dft, Du hast ja dann irgendwann die Entscheidung treffen mu00fcssen, in dieses neue Leben auch voll reinzugehen, ja?Und das alte dann auch wirklich abzuschlieu00dfen und hinter dir zu lassen.Was hat's dazu gebraucht, diesen Schritt zu gehen?
Denn Tru00e4ume, Sehnsu00fcchte, Wu00fcnsche haben ja viele von uns.Aber was hat's gebraucht, dass das, was Du in dir getragen hast, dann auch Stu00fcck weit Realitu00e4t geworden ist?
Also ich bin an den Punkt gekommen, wo ich mich gefragt hab, das war eigentlich schon vor meiner Krebserkrankung, aber in der Krebserkrankung dann richtig intensiv, wo ich mich gefragt habe, soll das jetzt schon alles gewesen sein in meinem Leben?Soll das jetzt so wie es jetzt ist, so weitergehen?Will ich 1 Tages, wenn ich dann mal, ich weiu00df nicht wie alt ich wu00e4re, 50, 60, 70, 80 dasitzen und ich weiu00df, jetzt kommt mein letzter Atemzug und dann blicke ich zuru00fcck und stelle fest, dieses und jenes, das habe ich nicht getan, das habe ich nicht gemacht.Und da war fu00fcr mich plu00f6tzlich dieser Drang, einfach noch mal durchzustarten und dieses alte Leben hinter mir zu lassen, das wurde einfach immer stu00e4rker.Also ich war wirklich an dem Punkt, wo ich gesagt hab, ich will nicht mehr zuru00fcck.
Ich will einfach nach vorn schauen und ja, im Grunde genommen noch mal ganz neu anfangen.
Kinga, ist das eigentlich Widerspruch, wenn man wenn man sich folgende Situation vorstellt.Man hat eine Krebstherapie, meistens einhergehend also Chemo, Operation, mu00f6glicherweise Bestrahlung und muss ja dann auch noch weitere Medikamente nehmen, dann ist man doch wahrscheinlich sehr geschwu00e4cht.Und wenn wir jetzt sagen, dass man in diesem u00dcbergang in die Kraft kommt, wie passt das eigentlich zusammen?Die Schwu00e4che und die neue Kraft?Wie geht das Kinga?
Also klar, also ich bin jetzt seit sechseinhalb Jahren auf Therapie.Ich hab jetzt schon mehrere Therapien hinter mir und mach jetzt auch eine Therapie.Und jeder Tag ist anders und es gibt gute Tage und schlechte Tage.Und genau an den schlechten Tagen braucht man irgendwas, an dem man sich festhu00e4lt, ja?An diesen schwachen Tagen braucht man was Starkes, an dem man sich festhu00e4lt.
Und bei mir ist es genau das, dass es ist noch nicht zu Ende und dass ich noch so viel geben kann und so vielen Menschen Mut machen kann und so vielen Menschen helfen kann.Und das das holt mich dann aus diesem Tief raus und und und dann raff ich mich wieder zusammen und ich weiu00df, da hat jemand angerufen und braucht ein Gespru00e4ch und ruft wieder zuru00fcck und spreche mit diesen Menschen anderthalb Stunden und bin wieder kru00e4ftig und bin wieder voller Mut und Zuversicht, dass es bei mir dann auch besser wird.Wo war pru00e4zise
der Punkt, wo Du ganz mit deinem Innersten verbunden warst und gemerkt hast, jetzt beginnt was Neues?
Ich denk, das war kein richtiger Punkt.Das war eher ein Prozess, ja.Also in dem Moment, wo man weiu00df, das Leben kann nicht so weitergehen, wie das bis jetzt ging, Es muss sich was u00e4ndern.Setzt man sich normalerweise hin und denkt man, ja, wo wo war das?Wo geh ich hin?
Wo wo fu00fchrt der Weg hin?Und das war Prozess, ich war immer aktiver Mensch, ja?Ich hab mir auch gedacht, ja, jetzt Mitte 40 aufm Sofa zu sitzen und Fernsehen zu schauen und was was was hab ich noch vom Leben?Unterrichten kann ich nicht mehr.Das kann ich mir nicht mehr zumuten.
Also muss ich neuen Weg gehen.Und durch die durch das Lebenshaus kam ich in diese Selbsthilfe und in diese Unterstu00fctzung von Patienten.Und das war Prozess, wo ich dann gemerkt habe, da beginnt fu00fcr mich der neue Weg.Da Das ist der Weg, den den der der fu00fcr mich durch die Krankheit bestimmt wurde.
Bevor ich gleich Evelyn dieselbe Frage stelle, frage ich sie erst dich, weil Du gerade jetzt online bist, direkt im Bild.Du hast dir eine Anleihe bei Kafka genommen, bei Franz Kafka genommen.Du hast gesagt, der beste Zeitpunkt ist jetzt.Wie ist das zu verstehen?
Ja, also der Kafka hat schon gesagt, dass Wege entstehen, indem man sie geht.Und wenn man an diesem Punkt ankommt mit Mitte 40 und weiu00df, man kann seinen Beruf nicht mehr ausu00fcben, muss man sich u00fcberlegen, welchen neuen Weg gehe ich?Es kann natu00fcrlich 1 gehen, der da nicht fu00fcr mich bestimmt ist.Es kann ja auch 'n Weg sein, der zugeht, ja.Aber ich hab ich hab das gespu00fcrt, dass es mein Weg ist und ich hab Mut gehabt, diesen Weg zu gehen und es hat sich dann herausgestellt, dass es auch der richtige Weg war fu00fcr mich.
Everdin, kannst Du dem zustimmen?War es fu00fcr dich ganz klar, dass jetzt der Zeitpunkt da ist oder war das eher so ein Austarieren, jetzt muss ich erst mal ein bisschen Sicherheit auf dem Terrain gewinnen oder man ku00f6nnte es auch so ein bisschen, sag ich mal, philosophisch sagen, es geht darum, Land zu gewinnen auf bru00fcchigem Boden und man sinkt vielleicht auch ab und zu bei Schritt ein.Wie wie war das bei dir?
Also bei mir war's wirklich ein Punkt.Das war zu einem Zeitpunkt, wo es mir mit der Fatique sehr, sehr schlecht ging, ku00f6rperlich und geistig und wo ich zum ersten Mal diesen Gedanken hatte, wie es wu00e4re, wenn ich mich von der Bru00fccke stu00fcrze.Und dann hab ich fu00fcr mich aber irgendwo war da in mir was, wo ich gedacht hab, nee Evi, das ist einfach keine Option.Und dann hab ich mich zum ersten Mal wirklich mit meinem Denken beschu00e4ftigt.Was lu00f6st denn diese Fatigue in mir aus?
Und ich hab das erst mal in meinem Leben wirklich zugelassen und nicht mehr weggedru00e4ngt, sonst wollte ich das immer so weg haben.Dann habe ich eben zum ersten Mal wirklich erkannt, ich bin traurig, ich bin wu00fctend, ich bin verletzt.Und indem ich das erkannt habe, diese Gefu00fchle, die in mir waren, wurde es plu00f6tzlich leichter.Und da hab ich gespu00fcrt, wie in mir wie son Hebel umgelegt ist.Und dann hab ich gespu00fcrt, wie's jeden Tag aufwu00e4rts ging.
Und da war irgendwo so Gewissheit, jetzt ist hier 'n neuer Weg und irgendwo auch neuer Weg in ganz andere Region, wo ich noch nie war.Und natu00fcrlich strauchelt man am Anfang manchmal und man schielt noch mal so zuru00fcck und denkt, gehst Du doch wieder zuru00fcck so auf die vertrauten Pfade?Aber dieses Gefu00fchl irgendwie, es wurde immer besser, auch ku00f6rperlich, die Neugier, was kommt da noch, die lu00e4sst einen einfach weitergehen.
Wu00fcrdest Du sagen, dass der Weg sehr ernsthaft und anstrengend war oder gab's auch, na ja, bei der Entdeckungsreise des Neuen auch heitere Momente?
Es gab ganz viel heitere Momente.Ich hab fu00fcr mich entschieden, dass ich fru00fcher sehr oft immer sehr schwer gedacht hab.Grade zu der Zeit, wo die Fatique mich so im Griff hatte, hab ich morgens schon im Bett gelegen und gesagt, oh, das wird bestimmt wieder son ganz schwerer Tag.Und dann kam natu00fcrlich auch schwerer Tag.Und auf meinem neuen Weg war so die erste Entscheidung, die ich getroffen habe, dass ich gesagt habe, ab sofort sind meine Tage voller Leichtigkeit.
Und die Leichtigkeit, die kam dann wirklich und da kamen so total verru00fcckte Geschichten.Also ich kann mich erinnern, dass ein Herr mich anschrieb und der sagte zu mir: Ach, also ich bewundere Ihre Bu00fccher.Da war ich erst einmal total erstaunt, weil normalerweise waren meine Leser ja immer Damen.Und er sagt: Alle Ihre Bu00fccher.Ich bin total begeistert.
Ach, Frau Ku00fchne, ich mu00f6chte von Ihnen so gern eine Autogrammkarte.Und dann musste ich diesen Herrn antworten, dass ich gar keine Autogrammkarte besitze und erst mal welche machen lassen muss.Das war, also ich werde das nie vergessen und das sind so die heiteren Momente und die einem dann auch u00fcber manche Stolpersteine hinweg helfen.
Helene, ich habe ganz kurz eine Frage, eine Zuschauerfrage, die ich gerade reinbekommen habe und zwar die Michaela hat jetzt noch einmal genau nachgefragt, wie bist du eigentlich, wie gehst du mit der Stigmatisierung, was das Thema Fatique angeht, Was hast du da fu00fcr einen Umgang mit gefunden?
Also ich muss sagen, am Anfang habe ich mich sehr daru00fcber geu00e4rgert, wenn ich daru00fcber gesprochen habe, dass Menschen mich dann teilweise als faul oder wie zum Beispiel von Behu00f6rden kamen, als Schmarotzerin bezeichnet haben.Also man wird ja oft so in diese Ecke geschoben, weil die Fatigue ja irgendwo Man sah's mir nie an, ich sah immer so blu00fchend aus, wie ich jetzt aussehe, sag ich mal.Und da neigen die Leute natu00fcrlich dazu, zu sagen, ach, die hat ja gar nix, die tut ja einfach nur so.Und das hat mich am Anfang unheimlich geu00e4rgert.Und mittlerweile hab ich fu00fcr mich den Weg gefunden, dass ich ganz bewusst entscheide, wem erzu00e4hle ich das und wem erzu00e4hle ich nichts daru00fcber?
Also das ist irgendwo auch sone Art Schutz.Ja, Selbstschutz, wu00fcrd ich mal sagen, Michaela, ja.
Ja, danke Emerin.Kinga, jetzt bist Du auch eine Mutmacherin, weil Du ja im Lebenshaus unzu00e4hlige Gespru00e4che mit Menschen fu00fchrst, die ja sehr hu00e4ufig gerade frisch die Diagnose erhalten haben, dass sie Nierenkrebs haben.Ich wu00fcrde mit dir gerne ins Gespru00e4ch jetzt gehen, wo deine Kraftquelle lokalisiert ist.Wenn ich dich also scannen wu00fcrde, deinen Ku00f6rper, Kinga, wu00e4re das eher hier, wu00e4re das hier ums Herz rum oder ist es ganz ku00f6rperlich?Wo ist deine Kraftquelle, wo Du verlu00e4sslich Zugang hast, anderen Menschen auch diese Kraft weiterzugeben?
Also meine Kraftquelle, die liegt garantiert hier, ja.Mhm.Also ich war immer ein sehr hirngesteuerter Mensch, sag ich mal.Und fu00fcr mich ist es immer wichtig Ich hab jetzt schon ein paar Ru00fcckschlu00e4ge erlitten, ja?Und es ist immer Fu00fcr mich ist immer wichtig zu verstehen, was gerade passiert, dann das zu akzeptieren und dann sich der Situation anpassen und eventuell auch, wie gesagt, neue Wege zu gehen, ja?
Also bei mir passiert das alles sehr viel im Kopf.
Wu00fcrdest Du denn sagen oder kannst Du benennen, wie lange diese Phase dieses u00dcbergangs, dieses Neueinrichtens gedauert hat?
Also ich kann's jetzt nicht zeitlich fassen, ob's Monat, 2 Monate oder halbes Jahr war.Aber es waren lu00e4ngere eine lu00e4ngere Zeit, weil man muss erst mal die Situation akzeptieren.Man muss diese neue Normalitu00e4t, die gestern ja auch in den Nachrichten kam, akzeptieren.Das Leben, das wird nie wieder so, wie das fru00fcher war, also zwar in meiner Situation.Und wenn man das akzeptiert hat, dann muss man Also dann setzt man sich hin und denkt, ja, und was jetzt?
Was mach ich mit dieser neuen Situation?Und dann mit 1 Mit Geduld und Anpassungsfu00e4higkeit sich u00fcberlegen, was ist der beste Weg fu00fcr mich?Und dann auch den Mut haben, diesen Weg zu wagen, wie die Evelyn auch gesagt hat, einfach wagen, diesen Neustart zu zu starten, ja.
Was, wenn man stolpert?
Ja, dann dann fu00e4llt man und dann steht man wieder auf und schu00fcttelt man sich und wir Frauen ku00f6nnen bisschen Ruhe und bisschen Puder und wir gehen weiter.
Wir gehen weiter.Prima.Du hattest auch noch andere u00dcbergu00e4nge im Leben.Magst Du uns davon erzu00e4hlen?Als Du 20 warst, gab's den ersten?
Ja, mein erster u00dcbergang mit 20 war meine u00dcbersiedlung aus Sigburgen, aus Rumu00e4nien mit meiner Familie nach Deutschland.Das heiu00dft, ich hab vor u00fcber 30 Jahren alles, also mein altes Leben dort gelassen und hier ein neues Leben angefangen.Und mein zweiter u00dcbergang war vor etwa 20 Jahren, als unsere Tochter auf die Welt kam, weil das war jetzt wieder eine ganz neue Situation, an den man sich anpassen musste und neue Wege gegangen ist.
Wu00fcrdest Du sagen, mit Hinblick auf das, was gerade bei uns ganz aktuell im Land und auf der Welt passiert, dass wir gesellschaftlich vor einem u00dcbergang stehen?
Ich ich denke, ja.Also ich denke, das Leben vor dieser Krise wird Also das Leben nach dieser Krise wird nie wie das Leben vorher werden.Ich hoffe, dass wir gestu00e4rkt rausgehen und jeder fu00fcr sich diese neue Normalitu00e4t akzeptiert und einen Weg findet, damit umzugehen und damit glu00fccklich zu werden.Ich sag immer, es geht ein Leben mit Nierenkrebs und ich bin Beweis dafu00fcr.Es gibt glu00fcckliches, erfu00fclltes Leben mit Nierenkrebs.
Es wird auch ein Leben mit Corona geben.
Die Frage klingt ein bisschen zynisch, ist aber nicht so gemeint.Sie kommt sehr vom Herzen.Bist Du und alle anderen Cancer Survivor besser auf diese Situation, die wir gerade haben und die sich ja nun keiner gewu00fcnscht hat, besser aufgestellt, besser ausgerichtet, weil Du durch Tu00e4ler der Tru00e4nen bereits gegangen bist, weil Du gelernt hast, was es heiu00dft, zu verzichten, sich zu disziplinieren, nicht am Alten festzuhalten, sich neu auszurichten, demu00fctig zu sein.Das ist ja ein Mix aus ganz vielem.Was wu00fcrdest Du sagen?
Leider ist das so.Ich denke, Aber nicht nur es muss man nicht unbedingt jetzt nur auf Krebs erkrankte oder Leute, die jetzt eine Behinderung haben, einen Unfall hatten, wo das Leben ganz anders, wo sie sich ganz neu definieren mussten.Also ich denke, Menschen, die einen Schicksalsschlag Weil eine Krebsdiagnose ist ein Schicksalsschlag, weil das Leben u00e4ndert sich ab dieser Diagnose.Und auch Evelyn, Du bist geheilt, aber fu00fcr dich ist auch das neue Leben ganz anderes Leben, wie Du gesagt hast, ja?Also es gibt ja ganz viele Krebserkrankte, die geheilt, sag ich mal, sind, aber bei denen hat sich auch etwas geu00e4ndert.
Ich glaub nicht, dass jemand, der so eine Diagnose bekommen hat, weiterlebt wie vorher.Und deswegen, ich denke, allen ist fu00e4llt es bisschen einfacher, mit dieser Situation umzugehen, weil es fu00e4llt uns einfacher, wie gesagt, uns anzupassen an der neuen Situation und diesen neuen Weg anzunehmen.Nicht nur zu akzeptieren, sondern anzunehmen und das Beste daraus zu machen.
Mhm.Jetzt geborene ich die Frage 1 zu 1 an Evelyn weiter.
Also ich kann mich Kinganore anschlieu00dfen.Ich sehe das ganz genauso.Ich denke, alle Menschen, die irgendwie was Schweres durchgemacht haben, die spu00fcren in sich sone Stu00e4rke, sone Kraft und auch ich weiu00df, ich hab in mir sone ganz grou00dfe Zuversicht.Ja, und da sagen dann immer viele Menschen, boah ey, wie Du regst uns im Moment so total auf, ja, weil ich in soner positiven Zuversicht bin und sag, ich ich weiu00df, ich schaff das.Und weil ich weiu00df, was ich alles schon geschafft hab und ich weiu00df, ich kann hab fu00fcr mich bestimmte Strategien, was ich jetzt im Moment tun kann.
Und ich habe das von vielen anderen Betroffenen gehu00f6rt, die Krebserkrankung oder andere schwere Sachen durchgemacht haben, dass die auch solche Strategien haben und dass die wirklich akzeptieren, dass die fu00fchlen, was los ist und dass die dann in eine Gelassenheit teilweise reingehen.Also ich bin ja sowieso viel gelassener unterwegs als fru00fcher und deswegen denke ich, habe ich und viele andere und Kinga, haben wir da so einen klitzekleinen Vorteil.
Was Ich
hab hier eine Entschuldigung, keine Frage von Birret bekommen.Kinga, da reich ich noch mal einmal zu dir, welche mentale Metapher Du vielleicht hast oder welches mentale Geheimrezept mu00f6chte gerne bekannt gegeben werden von dir?
Also wenn ich das wenn ich ein Geheimrezept hu00e4tte, hu00e4tte ich's schon patentiert.Ich hab leider kein Rezept.Ich denke, das wurde mir in die Gene gelegt.Ich bin eine Ku00e4mpferin.Also ich geborene sehr Ich und ich bin sehr zu00e4h.
Ich gebe ich gebe sehr Ich gebe nicht leicht auf.Das hab ich als Kind schon.Wenn ich was mir in den Kopf gesetzt habe, dann habe ich mit Disziplin und Ausdauer gearbeitet, das auch zu erreichen.Und ich denke, Disziplin ist vielleicht Stichwort und ja, Disziplin.
Super.Disziplin wu00fcrdest Du sagen.Okay.
Birgit hat gut mitgehu00f6rt.Ja.Danke.
Ich bohre trotzdem noch mal nach.Konntest Du durch deine umfassende, ja, Ausbildung, deine deine dein Studium mit der Mathematik Anleihen nehmen, dir bestimmte Wahrscheinlichkeiten zu errechnen?
Ja klar, also ich hab ja auch in in Statistik promoviert und natu00fcrlich rechnet man sich bestimmte Wahrscheinlichkeiten, wie lange lebe ich mit dieser Therapie und wie lange lebe ich mit der anderen Therapie?Ist natu00fcrlich vollkommen das Blu00f6dsinn, ja, weil Statistiken sind fu00fcr grou00dfe Mengen an Leuten gedacht, ja.Und aber das das das ich denke, was wichtig ist oder vielleicht hat mir irgendjemand hat mir mal gesagt, was Sie bei mir bewundern, wenn ich u00fcber meine Krankheit rede, dann rede ich, als ob ich u00fcber etwas reden wu00fcrde, was nicht zu mir gehu00f6rt.Also das heiu00dft nicht, dass ich die Krankheit nicht angenommen habe, aber ich gebe ihr nicht so viel Raum.Ja?
Also ich gebe ihr nicht so viel Raum und ich versuche, nicht emotional daru00fcber zu oder mich nicht emotional zu leiten, sondern
Also ein gewisser Abstand.
Ja, Es ist ein Fakt.Ich hab diese Sache.Jetzt schauen wir nach der Lu00f6sung.Wie kann man das lu00f6sen?Gibt es eine Medikament?
Gibt es eine Therapie?Okay, dann hat die Therapie nicht gereicht.Okay, dann schauen wir mal weiter.Also sehr lu00f6sungsorientiert auch umzugehen.
Kinga, persu00f6nliche Frage.Was hast Du durch die Krebserkrankung gewonnen und was hast Du verloren?
Also ich wu00fcrde erst mal, was hab ich verloren, damit anfangen?Ich hab dieses diese Leichtigkeit des Seins verloren, ja.Also diese Erkrankung ist schon Damoklesschwert, was u00fcber meinen Kopf schwebt Und diese Leichtigkeit hab ich verloren.Ich glaub, das hat jeder verloren, der Schicksalsschlag hatte oder eine schwere Erkrankung hatte.Ich hab durch meine Erkrankung ein neues Ich gewonnen.
Ich bin anderer Mensch geworden und ich muss mir sagen, ich sag das ganz einfach, ich gefalle mir als Mensch heute besser als wie ich vorher war.
Dann frage ich mal ganz diskret, hu00f6rt keiner zu, was sagt dein Mann?Ist der auch mehr in die neue Kinga verliebt?
Er war immer verliebt und ich glaub, er bleibt immer verliebt.Und er ist auch Mensch, der die Abwechslung mag.Insofern kam die Veru00e4nderung auch ihm entgegen.
Okay, dann gehen wir die Frage an die Ebelin weiter.Ebelin, was hast Du durch die Krebserkrankung verloren und was hast Du gewonnen?
Also ich hab durch die Krebserkrankung eigentlich nicht so viel verloren.Ich mach's son bisschen an der Fatique fest.Durch die Fatique hab ich sehr viel an Energie und Kraft verloren und weiu00df, dass bestimmte Dinge fu00fcr mich jetzt einfach so nicht mehr umsetzbar sind.Fu00fcr mich ist immer so das Beispiel, ich werde nie mehr in grou00dfen Berg besteigen, ich fahre halt mit der Seilbahn hoch.Gewonnen habe ich ein komplett neues Ich und ich bin jetzt der Mensch, der ich, wonach ich fru00fcher immer gesucht hab.
Ich war sone Suchende und hab immer gespu00fcrt, das ist noch nicht alles gewesen.Das weiu00df ich, das hatte ich schon mit 20, hab ich gedacht, irgendwie ist das noch nicht alles gewesen.Und jetzt hab ich mein wahres Ich durch diese Krankheit gefunden, hab mich sehr, sehr veru00e4ndert.Menschen, die mich lange nicht gesehen haben, die sind total erstaunt und sagen, boah, Evi, wir erkenn dich u00fcberhaupt nicht wieder.Und ich ertappe mich manchmal dabei, dass ich sage, irgendwo ist diese Krankheit auch ein ganz, ganz grou00dfes Geschenk gewesen.
Ich gucke ein bisschen auf die Uhr.Wir haben noch 5 Minuten.Ich frage
Ich wu00fcrde ganz, ganz normal eine Zuschauerfrage stellen und zwar, jetzt muss ich kurz schauen, das ist die Susanne.Genau, die Susanne hatte generell an euch die Fragesteller an euch beide oder an euch beide, wie habt ihr u00c4ngste aktuell wegen Corona?Wie geht ihr mit euren u00c4ngsten bezu00fcglich Corona aktuell?Habt ihr da Sorgen?Das ist ihre Frage gewesen.
Dann Evelyn zuerst.
Okay, Also natu00fcrlich habe ich u00c4ngste.Wo dieses Corona hier ausgebrochen ist, sind wir gar nicht da gewesen.Da waren wir im Urlaub, weit weg in der Karibik auf einem Schiff und dann haben wir so nach und nach so diese Szenarien gehu00f6rt, was sich hier abspielt in Deutschland Und ich hab natu00fcrlich u00c4ngste, ja?Und fu00fcr mich ist der Schlu00fcssel, dass ich das akzeptiere, dass ich Angst habe und dass ich nicht versuche, die Angst irgendwie positiv wegzuquatschen, dru00fccke ich mich jetzt mal so ganz salopp wirklich mal aus, sondern indem ich einfach sage, ja, ich hab Angst, indem ich das akzeptiere, wird's irgendwo leichter.Aber natu00fcrlich hab ich auch u00c4ngste, ja.
Bist Du auch mit einem Mann dru00fcber?
Ja, natu00fcrlich, ja.Ja, ich telefonier auch viel mit meiner Tochter.
Ich hab
2 Enkel und dann sprechen wir da dru00fcber und indem man daru00fcber spricht und eben wirklich das akzeptiert und sagst, ja, hab jetzt Angst und ich hab auch irgendwo Zukunftsu00e4ngste und wie wird das alles werden?Und meine Eltern sind 82, werden die das gesund u00fcberstehen und so weiter?Natu00fcrlich habe ich das auch, aber ich glaube eben so daru00fcber zu sprechen und sich zu u00f6ffnen und zu sagen, ich habe Angst, das ist ein guter Weg, als wenn man jetzt krampfhaft versucht, positiv zu denken.
Kinga?
Also ich hab jetzt nicht Also ich hab u00c4ngste, aber die sind jetzt nicht sehr grou00df, weil ich hab ja noch immer Krebs Ich ich leide noch immer an Krebs oder ich bin noch immer krebserkrank.Und da von der Erkrankung geht schon eine gewisse Gefahr aus.Natu00fcrlich habe ich u00c4ngste mein Kind, mein Umfeld und meine Eltern, die ja auch u00e4lter sind und auch zur Risikogruppe gehu00f6ren.Aber ich hab Ich ich war fru00fcher als Kind sehr u00e4ngstliches Kind und irgendwie ist komischerweise durch die Krebserkrankung bin ich ein viel weniger u00e4ngstlicher Mensch geworden, weil irgendwie hab ich dann immer irgendwie die Situation hingebogen und eine Therapie und dann noch eine Therapie und eine Bestrahlung.Und ich hab das immer geschafft, ja, damit zu leben.
Deswegen hab ich jetzt keine besonderen u00c4ngste.Nee, leider nicht.Oder vielleicht ist gut, dass es so ist.
Ich habe dazu gleich noch eine weitere Frage von Cornelia, die schlieu00dft sich da mehr oder weniger an.Wie wichtig ist es den Anwesenden, also wie wichtig ist es euch, eine psychoonkologische Unterstu00fctzung und wie hoch wird der Bedarf fu00fcr euch als Betroffene beziehungsweise auch fu00fcr eure Angehu00f6rigen eingeschu00e4tzt, fragt Cornelia.
Ja, Evelyn, Du zuerst?
Ich hab mich immer, also ich hab mich am Anfang so Stu00fcck weit gestru00e4ubt, so gegen, also alles, was so den Begriff Psycho davor hat, da war ich immer son bisschen, also hatte ich so vollkommen falsche Bilder irgendwie, hab ich festgestellt.Ich habe das als sehr wertvoll empfunden, einfach mal zu sprechen und auch so ein gewisses Feedback und gewisse Tipps zu geben.Und ich muss sagen, ich kann jedem Krebskranken es nur empfehlen, sich in einen Psychoonkologen zu suchen und einfach dort mal ein Gespru00e4ch zu fu00fchren und dann letzten Endes selbst zu entscheiden, bringt es mir was, ist es was fu00fcr mich, brauche ich es vielleicht gar nicht?Also ich habe gemerkt, eine Zeit lang war es fu00fcr mich sehr, sehr wichtig, Komischerweise dann wirklich erst im Rahmen der Fatique.Und dann war so ein Punkt, wo ich auch gespu00fcrt habe, jetzt brauche ich es nicht mehr, jetzt bin ich fu00fcr mich durch, bin stabil.
Also ich finde, es ist sehr, sehr wichtig und es mu00fcssten auch mehr Psychoonkologen deutschlandweit geben.Also ich hu00f6re das oft in Gespru00e4chen mit anderen Betroffenen, die sagen, es ist sehr, sehr schwer mitunter Termine zu finden
und so Und gerade in den Regionen, wenn 's jetzt nicht die Ballungszentren sind, ist es teilweise schwieriger, ne?
Ja, ja.Also so so hu00f6r ich's immer wieder, dass die fragen, Mensch, wo bist Du gewesen?Kannst Du uns jemanden empfehlen?Was sollen wir machen?Und also ich denke, da ist bei vielen Krebskranken schon 'n unheimlicher Leidensdruck und letzten Endes auch bei den Angehu00f6rigen bei der Familie.
Also dass da jemand da ist, der einen auffu00e4ngt auffu00e4ngt, finde ich sehr wichtig.
Mhm.Geben die Frage nach Stuttgart.
Also ich hab selber keine zoonkologische Hilfe in Anspruch genommen.Ich hab aber sehr viel gelesen, also u00fcber positive Bu00fccher und was man selber wie man sich selber beeinflusst, wie man sich selber die Psyche beeinflussen kann und damit umzugehen mit der Erkrankung.Aber ich finde das unglaublich wichtig.Ich finde es, wie die Frage auch war, ich finde es nicht nur fu00fcr den Erkrankten selber, sondern auch fu00fcr das ganze Umfeld, fu00fcr die Familie, fu00fcr die Kinder, fu00fcr den Partner, wenn die das in Anspruch nehmen.Und genauso wie Evelyn gesagt hat, ist wichtig, das auszuprobieren.
Es ist nicht jedermanns Weg, aber es ist eine Chance, Hilfe zu bekommen und man sollte diese Chance in Anspruch nehmen.
Also ich hu00f6re raus, Du es in deiner Beratung, in deinen Gespru00e4chen Auf
jeden Fall.
Auch ansprichst, ja.
Auf jeden Fall, auf jeden Fall und ich lege das am Herzen.
Gut.Sebastian, dann machen wir jetzt eine letzte Frage, wenn es noch eine gibt.Nein, gibt keine?Okay.Gut.
Also, dann wu00fcrde ich gerne zum Ende kommen und mich ganz herzlich bei euch beiden bedanken.Aber ich lass euch noch nicht ganz aus unserem aus unserer Veranstaltung oder aus unserem Chat hier raus, ohne dass ihr kurz noch was zu eurem Lebensmotto sagt.Ich darf Kinga dich bitten, den Vortritt dir zu geben und dein Lebensmotto preiszugeben.
Mein Lebensmotto lautet, man kann den Wind nicht u00e4ndern, man kann aber die Segeln anpassen.Und da versuche ich jeden Tag.Jeden Tag, wenn ich aufstehe, versuche ich meine Segel so anzupassen, dass mein Schiff nicht untergeht.
Danke sehr.Evelyn?
Also mein Lebensmotto ist immer noch, wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich und ich sag mir jetzt noch zusu00e4tzlich, ich schaffe alles, was ich will und jeder neue Tag ist fu00fcr mich voller Wunder.
Dann glaube ich, gibt's fast nichts schu00f6neres, wie Haben
wir noch ganz kurz, eine Sache habe ich noch ganz kurz, Stefan, bevor wir sozusagen alle verlassen.Ju00fcrgen Fritzsch hat gerade hier im allgemeinen Chat geschrieben, vielleicht noch mal als kleine Anmerkung, das noch mal auf den Weg zu geben.Er sagt, der Kopf ist die gru00f6u00dfte Pille letzten Endes zum Thema Psychoonkologie letztlich Und er fordert einfach auf, benutzt ihn, benutzt den Kopf.Das ist so seine Sache, die er uns auf den Weg geben mu00f6chte mit.
Lieber, dann sagen wir danke an Ju00fcrgen Fritsch an der Stelle und danke fu00fcrs Dabeisein, fu00fcrs Teilhaben, aber auch fu00fcr das Interesse.Und wir werden schauen, wahrscheinlich wird's eine Nachfolgeveranstaltung geben, so im monatlichen Takt.Das wu00e4re so unsere Vorstellung, dass es nicht bei einem Live Talk bleibt, sondern dass wir in Zukunft einmal im Monat hier auf Sendung gehen.Ich darf auch noch ein bisschen Werbung fu00fcr unsere Plattform machen.Da ist das wunderbare neue Interview, das wir gerade heute online gestellt haben, von Evelyn Ku00fchne drauf enthalten, aber genauso auch von King Gum a t.
Das sind 2 Interviews jeweils mit Viertelstundendauer im roten Sessel gefu00fchrt aus unserer Serie.Und ich darf auch versprechen, dass wir die nu00e4chsten Wochen und Monate ganz viel auf der Plattform an Neuem publizieren werden.Also seid gespannt, besucht uns immer wieder und schaut, was es Neues gibt.Jetzt wu00fcnsche ich uns allen eine gesunde Zeit und dass wir in 1 hoffentlich positiven neuen Normalitu00e4t ankommen.Also macht's gut, tschu00fcs und vielen Dank an euch alle.
Tschu00fcss.Tschu00fcss.
- timer ca. 48 Minuten
- person Evelyn Kühne, Kinga Mathé
- coronavirus Brustkrebs Nierenkrebs
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