
2. German Cancer Survivors Day im Berliner Hauptbahnhof
Jeder Mensch hat eine ganz individuelle Geschichte und wer eine Krebserkrankung überstanden hat, hat eine besondere zu erzählen. Ziel war es beim 2. German Cancer Survivors Day unter anderem, die Personengruppe der Langzeitüberlebenden mit oder nach Krebs in den Fokus zu rücken, die bisher in der öffentlichen Wahrnehmung noch unterrepräsentiert waren bzw. bislang auch noch keine echte Plattform erhielten.
Für den 2. German Cancer Survivors Day (GCSD) entschied sich die Deutsche Krebsstiftung (DKS) als stark frequentierte Veranstaltungslocation den Berliner Hauptbahnhof zu nehmen: 300.000 Berliner, Pendler, Passanten und Touristen sind das pro Tag, die hier vorbeikommen, sich aufhalten und deren Wege sich kreuzen.
Zugegeben für einen derartigen Event wählten die Initiatoren der DKS einen etwas ungewöhnlichen Ort. Aber sie verfolgten damit ein klares Ziel: Sie wollten mit möglichst vielen Menschen direkt an der Bühne in Kontakt kommen und sie für das Thema „Leben mit und nach Krebs“ zu sensibilisieren. Mit der jährlich stattfindenden Veranstaltung möchte die DKS Anstöße geben, eine Krebserkrankung anders zu denken und mit beherzter und offensiver Art auf das Thema aufmerksam zu machen. Das braucht auch etwas Mut und für manche Passanten, mag das irritierend sein und an den bestehenden Vorstellungen rütteln, denn es provoziert auch bewusst ein wenig. Zugleich ist es auch ein Weg, selbstverständlicher mit der Thematik umzugeben.
Im Vordergrund stehen dabei die Cancer Survivors mit ihren besondere und berührenden Lebensgeschichten. Es ist beeindruckend, wenn Betroffene erzählen, wie sich das „Schicksalhafte“ in „Gestaltbares“ gewandelt hat und was für unglaubliche Dinge nach einer überstandenen Krebserkrankung unternommen und geleistet wurden. Es geht um unterschiedliche Schicksale und um unterschiedliche Lebensgeschichten. Doch eines eint alle: Es sind sehr lebensbejahende Menschen, die ihre Erkrankung in ihr Leben integriert haben und es sind Langzeitüberlebende mit Krebs: Es sind ganz großartige Menschen – es sind Cancer Survivors!
Transcript
Hallo, mein Name ist Irmild Fuchs.
Willi Schru00f6der.
Mein Name ist Katharina Erkelenz, Annette Wenz.
Berik Heyutsch.
Mein Name ist Katrin Rettel. Hey Desand.
Mein Name ist Ralf Rambach. Barbara Beifall. Elisabeth Giegerich.
Mein Name ist Erich Romann.
Annette Hans.
Ich bin
die Claudia Geier.
Matthias Minhu00f6fer.
Hansis der Krausel.
Rudolf Hauke. Mein Name ist Susanne Folpers. Ja, der Hauptbahnhof in Berlin ist natu00fcrlich eine ganz interessante Location fu00fcr eine derartige Veranstaltung. Wir erreichen hier eine grou00dfe Menge von Menschen.
Weil wir sind mitten im Leben und das Leben spielt sich hier ab.
Diese Veranstaltung bedeutet mir sehr viel, weil man damit Menschen, die Krebs haben oder deren Angehu00f6rige einfach Mut machen kann und zeigen kann, dass Krebs nicht gleich tot heiu00dft.
Ich hatte damals selber nicht gedacht, dass mich das im Leben treffen wu00fcrde. Ich war Mama von 2 jungen Mu00e4dchen. Also bin Flugbegleiterin gewesen und hatte dann ein grou00dfes Haus und Garten. Also ich hab da das Gefu00fchl, ich bin durchs Leben gerannt.
Ich wu00fcrde mir ein bisschen mehr Initiative auch fu00fcr die Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs wu00fcnschen.
Die Angst, dass es wiederkommt, die ist einfach in mir, mit der muss ich umgehen. Bei mir sind das nicht nur diese 5 Jahre, sondern bei mir wird das mein ganzes Leben lang so sein. Krebs, was ist das u00fcberhaupt? Wenn wir hier nur einen dazu kriegen, zum Arzt zu gehen oder sich Gedanken dru00fcber zu machen oder mal irgendwie in meinem Fall Brustkrebs sich die Bru00fcste abtasten zu lassen, dann haben wir schon gewonnen.
Meine Darmspiegelung war an einem Freitag, den Dreizehnten. Und als der Arzt mich in Narkose legte, hab ich noch so geflachst und gesagt, ob das wohl das richtige Datum fu00fcr sone Untersuchung ist. Und als ich dann wieder aufwachte und er mir die Diagnose mitteilte, hab ich dann gemeint, das wu00e4r ja wohl doch der falsche Tag gewesen. Und daraufhin hat er gesagt, ich soll ihn lieber als meinen Glu00fcckstag im Kalender anstreichen, dass man's fru00fchzeitig entdeckt hat.
Also bei mir ist es jetzt 6 Jahre her und grad jetzt hab ich schon in Interviews gelauscht. Es kommt dann schon alles noch einmal hoch.
Ich hat einfach Ziehen im rechten Arm und hab das auf meine Arbeit geschoben.
Der Radiologe untersuchte mich und kam rein und sagte, Frau Erkelenz, zu 95 Prozent haben Sie keinen Krebs.
Dann war halt der Verdacht auf Bandscheibenvorfall.
Wir ku00f6nnen jetzt eine Biopsie machen, das steht Ihnen frei.
Dann sollte ich mir die Lunge ru00f6ntgen und hab dann einen Krebstumor von viereinhalb auf fu00fcnfeinhalb Zentimeter.
Und ich entschied mich dann selber dafu00fcr, diese Biopsie zu machen und es kam raus, dass ich leider einen sehr, sehr bu00f6sen Brustkrebs hatte.
Man kann es wohl nicht nachempfinden, wie sich das anfu00fchlt. Todesangst, alles, was so dazugehu00f6rt.
Danach hat man mir erzu00e4hlt, was man alles machen will. Ich habe nichts davon gehu00f6rt und nichts davon begriffen. Das war der vu00f6llig falscheste Moment.
Fu00fcr mich war es wichtig, die Diagnose so oft wie mu00f6glich auszusprechen, einfach sie fu00fcr mich realer zu machen und einfach die die diese Angst von dem Wort Krebs wegzunehmen.
Ja, die Angst jetzt zur vor Krebserkrankung ist viel hu00f6her als als vorm Herzinfarkt, obwohl es viel mehr Menschen gibt, die Herz Kreislauf Erkrankungen haben. Und dafu00fcr sind eben solche Veranstaltungen wie heute ganz wichtig. Dann diejenigen, die u00fcberlebt haben, die ihre Krankheit bewu00e4ltigt haben, die geheilt sind, aber auch diejenigen, die mit ihrer Erkrankung noch viele Jahre leben ku00f6nnen, dass die einfach als positives Signal dastehen, die, die noch betroffen werden oder gerade betroffen sind, zu ermutigen und zu ermuntern, bitte gebt nicht auf. Ihr ku00f6nnt es schaffen, euer Leben auch wieder so in die Hand in Griff zu bekommen, dass es ein lebenswertes Leben ist.
Die u00d6ffentlichkeit kann ganz schlecht mit diesem Thema umgehen. Das ist nach wie vor immer noch der Fall. Was sehr traurig ist, die Krebsforschung geht zwar weiter, aber eigentlich sind wir Krebspatienten doch immer noch mit unseren Erkrankungen sehr alleine.
Politik braucht ja bisschen Druck. Wir haben gleichrangig andere Krankheiten und trotzdem mu00fcssen wir gucken, dass wir so breit wie mu00f6glich solche Krankheiten auffangen und zwar nicht nur in dem, was Politik im Organisieren von Gesundheitsversorgung versteht. Dass ein Gleichgewicht mit Betroffenen eintritt, das ist das Zwingende und dafu00fcr dafu00fcr kann sone Veranstaltung sehr wichtig sein.
Hab gedacht neunzehnhundertfu00fcnfundneunzig, wie ich entlassen wurde, ich ku00f6nnt zuru00fcck ins Leben. Das war leider nichts an dem.
Also der Krebs kam wieder und deswegen war das Vertrauen einfach weg.
Also ich habe insgesamt 3 Rezidive gehabt und mein Leben war nicht so wie vorher.
Das war ein schlimmer Berg vor mir, den ich erklimmen musste.
Viele Menschen sagen, Krebs ist gleich Tod. Und wenn man zeigen kann, dass man also auch mit mit Krebs lange und gut leben kann, ist das eine absolut tolle Aktion.
Wu00e4hrend Dechemo jeden Tag bin ich gegangen. Irgendwann konnte ich nicht mehr, weil mir der Fuu00df weggeknackst ist, die Stu00f6ckchen wieder in die Hand zu nehmen, zu sagen, ja, es geht alles wieder. Da liefen mir dann doch die Tru00e4nen, ja.
Ja, es ist irgendwie ein Schalter umgelegt worden, sag ich immer. Als ich die Diagnose bekam, das war wie so ein Schlag mit einem Vorschlaghammer. Aber circa eine Stunde spu00e4ter, da hab ich mir gesagt, nee, das war's nicht. Ich lasse mir von diesem Krebs nicht mein Leben zerstu00f6ren und habe angefangen, einfach zu ku00e4mpfen.
Als das einseitige Gespru00e4ch beendet war, bin ich raus in den Garten im Krankenhaus und bin rumgeirrt. Ich weiu00df nicht, wie lange und irgendwann wieder rein in mein Zimmer und hab gesagt, jetzt fang ich an, gesund zu werden.
Man verschleudert wahnsinnig viel Energie, indem man sagt, warum ich, hab ich Schuld daran, was auch immer, sondern sagen, okay, es ist jetzt so, jetzt pack es an.
Wo ich das erste Mal die Kraft hatte, hat mich leider die zweite Diagnose noch heftiger getroffen. Und dann hatte ich das Glu00fcck gehabt, auf Menschen zu treffen, die mir dabei geholfen haben, mit der Diagnose anders umzugehen. Zuru00fcck ins Leben zu gehen, weil ich eine Zeit lang aufgehu00f6rt habe zu leben, einfach in der Angst gefangen.
Die Krankheit ist Teil des Lebens und sie veru00e4ndert das Leben unmittelbar. Man sollte es nicht als irgendwas verstehen, ich sag mal, was dem gehu00f6rt, sondern es gehu00f6rt zu seinem eigenen Leben dazu. Es veru00e4ndert die Situation privat in Beziehung zu anderen Menschen. Man selber wird veru00e4ndert. Es veru00e4ndert die berufliche Situation.
Es ist einschneidend.
Also ich bin zuru00fcck auf die Arbeit. Die haben alle Bescheid gewusst. Ich hab auch gleich gesagt, es kann gute Tage geben, schlechte Tage. Es kann sein, dass ich heute sage, ich geh jetzt wieder nach Hause. Da hab ganz viel ausprobiert und es ist auch son bisschen, wo ich auch heute immer noch merke, okay, ich geh Weg, komm an eine Grenze und muss irgendwie wieder zuru00fcck und noch mal irgendwas Neues u00fcberlegen.
Die Wertschu00e4tzung des Lebens und die Wertschu00e4tzung der Menschen ist in dem Moment eine ganz andere. Und das ist halt das, was ein Leben mit soner Krankheit auch auszeichnet.
Wir bewegen uns derzeit in einem sehr rasanten Tempo, was die medizinische Behandlung von Krebserkrankungen angeht. Es werden ja fast ju00e4hrlich neue Medikamente entwickelt, neue Signalwege der Tumorentstehung entdeckt und damit natu00fcrlich auch Eingriffsmu00f6glichkeiten. Das heiu00dft, auch dies muss deutlich gemacht werden, dass die Forschung und dafu00fcr steht ja auch die Deutsche Krebsgesellschaft, sich mit immer besseren Mitteln ausru00fcsten kann, den Menschen zu helfen, die ein Krebs bekommen. Man denke daran, Menschen, die heute einen Blutkrebs haben, ku00f6nnen durch Stammzelltransplantation geheilt werden, etwas, was vor 10 Jahren undenkbar war.
Auch zu wissen, dass meine u00c4rzte recht haben, wenn sie sagen, ihre Prognose ist sehr gut, das hat mir unheimliche Sicherheit gegeben. Ich hab festgestellt, wenn
man das Leben selbst in die Hand nimmt und selber einfach alles Mu00f6gliche tut und sich dies die besten Sachen von den Tipps, die man u00fcberall bekommt, rauspickt, dann kann man gut damit umgehen.
Und ich muss ganz ehrlich sagen, das Leben ist auch als Brustkrebserkrankter lebenswert.
Ist 'n neuer Begriff geworden. Es sind einfach Patienten, die mit Krebs leben. Der diese tu00fcckische Krankheit Krebs im wahrsten Sinne des Wortes u00fcberlebt hat.
Auch die, die Krebs nicht u00fcberlebt haben. Wir alle mussten mit dieser schweren Diagnose umgehen, dieses Wort zum ersten Mal hu00f6ren Krebs.
Ein Cancer Survivor ist fu00fcr mich insbesondere jemand, der auch die Krankheit an sich angenommen hat.
Anderen zu zeigen, dass man damit leben kann.
Es lohnt sich zu ku00e4mpfen.
Can't Survivor ku00f6nnen ganz simpel Glu00fcck haben.
Man erlebt jeden Tag.
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