Vor der Diagnose Krebs
Barbara Baysal sagt:
Ich sage mal, ich bin dazu gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Ich war vorher aufgrund von Panikattacken lange Zeit schon in Behandlung, öfter in der Klinik, habe mehrere Untersuchungen durchlaufen und war dann im Sommer 2001 zehn Wochen zu einer psychosomatischen Kur und habe bei 35 Grad drei, vier Stunden Federball gespielt, bin da über den Platz gerannt und mit ging es wieder richtig gut. Bin dann entlassen worden, nach Hause, bin wieder berufstätig geworden, habe also meine Arbeit wieder aufgenommen nach langer Zeit und habe dann irgendwann eine Panikattacke gekriegt, die ich einfach nicht in den Griff gekriegt habe, die aber auch anders war wie die normalen. Bin wieder in die Klinik und man hat alle möglichen Untersuchungen angestellt und irgendwann sagte man: „Also soweit ist alles okay, es ist nichts dabei, aber wir werden noch mal röntgen, dann sind alle Untersuchungen komplett.“ Und dann hat man mich zum Röntgen geschickt, alle die vor mir da waren, waren weg, die nach mir da waren, waren weg, ich saß immer noch da. Und dann kam der Arzt und fragte, ob ich schon mal irgendwo geröntgt worden bin. Dann sagte ich, ich habe ja hier gerade Schilddrüsen-OP gehabt und Galle und da müssten eigentlich Bilder da sein. Er fragte dann, ob ich da rankomme. Ich sage, müssten ja hier vorrätig sein. Und er sagte: „Na ja, zur Sicherheit, wir durchleuchten einfach, irgendwie funktioniert das Röntgengerät nicht richtig.“ Dann hat man durchleuchtet. Dann bin ich hoch zur Station und dann sagte man mir, ich soll zur Ersten Hilfe zum Röntgen. Und da habe ich gesagt: „Ihr habt doch einen Vogel, ihr könnt mich doch nicht überall hinschicken, also irgendwann leuchte ich ja selber.“ Aber ich bin ja ein braver Patient, bin also dahin zum Röntgen. Ich war auch noch nie so schnell dran, also sonst wartet man ja immer stundenlang, aber da sofort und dann wieder zurück. Und dann kam der Stationsarzt und ich fragte ihn, was das soll, also dass man so viel röntgt und er sagt, er weiß nicht. Er geht sich mal sachkundig machen. Und dann kam er nach zehn Minuten zurück und sagt er: „Ja, wir haben was in der Lunge gefunden, was da nicht hingehört und die Vermutung liegt auf verkapselte Entzündung.“ Dann fragte er noch so andere Sachen, aber sagte: „Wir werden der Sache auf jeden Fall auf den Grund gehen, also doch nicht Entlassung, Sie bleiben erst mal.“ Na, dann hat man alle möglichen Untersuchungen gemacht. Ich sage immer, die sogenannte „Hohlraumdiagnostik“, also jede Körperöffnung, die der Mensch gerade hat, wird mal geguckt. Und ist dann bis zur Operation davon ausgegangen, man hat gesagt, man macht einen Keilschnitt, nimmt es raus und dann ist man auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Und ist aber bis zur Operation von einer verkapselten Entzündung ausgegangen. Und so bin ich also auch in die OP rein und bin dann irgendwann auf der Intensivstation so im Halbschlaf wach geworden und hatte mich gewundert, weil mein Mann nebern mir sitzt und weint. Aber im Dusel der Narkosenachwirkung habe ich das noch nicht so richtig für voll genommen. Und habe dann, nachdem ich so den ersten richtigen wachen Moment hatte, wie die Ärztin dann kam, gefragt: „Wie war es? Große, kleine OP?“ Und dann sagte sie, es tut ihr leid, es war die große. „Wir mussten also den unteren linken Lungenlappen entnehmen und ist bösartig.“
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- coronavirus Lungenkrebs
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