Im Fokus: Fortschritte in der Brustkrebstherapie
Dies ist ein Veranstaltungsinhalt von SURVIVORS HOME am 23.05.2024.
Die Veranstaltung „Im Fokus: Moderne Therapien bei Brustkrebs“ mit der Patientin und Ärztin Yvonne Niepelt sowie Prof. Dr. Jens-Uwe Blohmer, Direktor der Klinik für Gynäkologie mit Brustzentrum der Charité, wurde von Marco Ammer moderiert. Die Diskussion drehte sich um aktuelle Entwicklungen in der Behandlung von hormonabhängigem, lokal fortgeschrittenem und metastasiertem Brustkrebs (HR+/HER2-).
Allgemeine Missverständnisse und Vorurteile
Zu Beginn der Veranstaltung stellte Marco Ammer die Gäste vor und leitete die Diskussion mit der Frage ein, welche allgemeinen Missverständnisse und Vorurteile über Brustkrebs bestehen. Prof. Blohmer betonte, dass Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland ist, und räumte mit dem Vorurteil auf, dass radikale Operationen wie die vollständige Brustentfernung eine Heilung garantieren. Stattdessen sind präzise Diagnosen und medikamentöse Behandlungen entscheidend. Er erklärte, dass die Überlebensrate nach zehn Jahren in Deutschland bei etwa 90 % liegt.
Verschiedene Brustkrebsarten
Prof. Blohmer erklärte die vier Hauptgruppen von Brustkrebs: hormonabhängige Tumore, HER2-positive Tumore, triple-negative Tumore und weitere Untergruppen. Besonders wichtig sei es, die biologischen Eigenschaften des Tumors zu verstehen, da diese die Therapieentscheidungen beeinflussen. Hormonabhängige Tumore, die langsam wachsen, haben eine bessere Prognose und werden oft im Screening entdeckt, während schnell wachsende Tumore aggressiver sind und spezifischere Behandlungen erfordern.
Yvonne Niepelts Diagnose und Behandlung
Yvonne Niepelt berichtete von ihrer Diagnose und Behandlung. Sie hatte einen hormonrezeptor-positiven, lokal fortgeschrittenen Brustkrebs, der die gesamte Brustdrüse betroffen hatte. Nach der Diagnose erhielt sie eine moderne medikamentöse Therapie mit Antihormonen und CDK4/6-Inhibitoren. Diese Therapie verhinderte das Tumorwachstum, und bereits nach zwei Wochen waren die Metastasen am Schlüsselbein verschwunden. Nach der Operation und Bestrahlung ist sie heute tumorfrei.
Fortschritte in der Therapie
Prof. Blohmer erläuterte weiter, dass CDK4/6-Inhibitoren insbesondere bei fortgeschrittenem oder hochriskoreichem Brustkrebs einen Durchbruch darstellen. Diese Medikamente sind in Deutschland zugelassen und werden standardmäßig eingesetzt, sofern sie den anderen Therapien überlegen sind. Bei der Behandlung geht es darum, die Lebensqualität der Patientinnen zu verbessern und das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen.
Diagnosemethoden
Die Diskussion wandte sich dann den Diagnosemethoden zu. Neben der Mammographie sind Ultraschall, Biopsien und Magnetresonanztomographien (MRT) wichtig, um ein genaues Bild des Tumors zu bekommen. Prof. Blohmer betonte, dass das Betrachten und Tasten der Brust durch die Frauen selbst eine wichtige Rolle spielt. Bei fortgeschrittenen Stadien werden auch CT-Scans und Untersuchungen der Leber und des Beckens durchgeführt. Neuere Methoden wie die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) sind noch im Forschungsstadium.
Bedeutung der Information und aktiven Einbindung
Yvonne Niepelt und Prof. Blohmer betonten die Bedeutung der Information und der aktiven Einbindung der Patientinnen in ihre Behandlung. Niepelt riet betroffenen Frauen, sich umfassend zu informieren und auf seriöse Quellen wie die Deutsche Krebsgesellschaft oder die Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Onkologie zurückzugreifen. Beide sprachen auch über ihren gemeinsamen Podcast „Mit Wissen siegen – Frag Professor Blohmer“, der Patientinnen helfen soll, fundierte Informationen zu erhalten.
Wichtige Ratschläge und Schlusswort
Zum Abschluss der Veranstaltung betonte Prof. Blohmer die Wichtigkeit, sich Zeit für die Auswahl der richtigen Behandlung und des richtigen Arztes zu nehmen. Er ermutigte dazu, sich nicht von der Diagnose überwältigen zu lassen und sich gründlich zu informieren. Die Fortschritte in der Brustkrebstherapie ermöglichen heute sehr gute Behandlungsergebnisse, und es ist wichtig, diese Möglichkeiten zu nutzen.
Appell an die Zuschauerinnen
Die Veranstaltung endete mit einem Appell an die Zuschauerinnen, sich bei Fragen und Unsicherheiten nicht zu scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und sich aktiv an der Gestaltung ihrer Therapie zu beteiligen. Prof. Blohmer und Yvonne Niepelt zeigten durch ihre Expertise und persönlichen Erfahrungen, dass moderne Therapien bei Brustkrebs eine hoffnungsvolle Perspektive bieten.
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