Alltagsreaktionen auf Menschen mit Fatigue
Evelyn Kühne sagt:
Also ich habe sehr viele negative Reaktionen auch bekommen, gerade auch auf dem Weg zur der Diagnose hin. Es war ja ein langer Prozess, wo gesucht wurde, was ist die Ursache? Ich bin bei Ärzten gewesen, ich bin bei Gutachtern gewesen, ich habe sehr, sehr negative Sprüche bekommen. Mir ist zum Beispiel von einem Arzt gesagt worden, ich wäre eine Sozialschmarotzerin, eine faule Sau. Ich wollte mir nur eine Rente erschleichen. Und das ist keine Seltenheit, dass Frauen oder Betroffenen gesagt wird, es betrifft ja nicht nur Frauen, es betrifft viele Krebskranke, dass dann gesagt wird: „Schauen Sie einfach mal in den Spiegel, wie Sie aussehen. Sie sehen gut aus, das bilden Sie sich alles bloß ein. Sie sind einfach nur faul. Reißen Sie sich mal zusammen.“ Das ist natürlich was, das kriegt man viel auch aus dem Bekanntenkreis. Ich muss sagen, es gab wirklich Momente, wo ich in Tränen ausgebrochen bin. Einfach, weil ich es auch teilweise ja selber nicht erklären konnte, was mit mir los ist. Man wird dann auch oft in die Depressionsecke geschoben, ja. Man wird zum Psychologen überwiesen und der sagt dann natürlich: „Ach, da schreiben wir Ihnen gleich mal ein bisschen was auf und dann wird es schon besser werden.“ So einen kleinen Stimmungsaufheller. Und ich habe aber irgendwo gewusst, ich bin nicht depressiv. Es muss irgendetwas anderes sein. Das aushalten ist mitunter nur möglich, indem Du rausgehst aus der Situation. Ja und ich war es dann auch leid, das immer wieder zu erklären, weil man einfach in dem Gesicht des anderen sah, er versteht es nicht und er will es auch nicht verstehen, ja. Also da kommt ganz, ganz viel Unverständnis, gerade bei dem Thema Fatigue, definitiv.
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