Veränderungen durch Krebs
Thomas Götz sagt:
Ich habe mir damals, kurz vor der Zeit habe ich mir Gedanken gemacht und habe mich gefragt: „Bin ich eigentlich so ein Durchschnittsmensch? Habe ich später mal 1,5 Kinder wie der Durchschnittsdeutsche hat? Habe ich ein Haus? Habe ich ein Auto oder zwei?“ Das war komischerweise vor der Zeit, habe ich mir die Dinge überlegt. Als ich dann das alles durchgemacht habe, kann ich jetzt mir die Frage beantworten. Also so durchschnittlich bin ich gar nicht. Die Krankheitsgeschichte, mein Arzt hat gemeint, gibt es vielleicht einmal in fünf Jahren in Deutschland, wenn überhaupt. Wenn ich jetzt fertig wäre mit dem Leben, habe ich dann mein Leben gelebt? War das okay so? Hätte ich mehr machen können oder nicht? Klar, man kann immer mehr machen, das ist natürlich schon klar. Aber ich war zufrieden bis dahin. Ich war glücklich, ich war ein gesunder Kerl aus einem kleinen Dorf und hatte eigentlich mit Krankheiten oder Verletzungen nie was zu tun. Von demher war ich eigentlich schon okay damit, zu sagen, das Leben war bis jetzt okay. Aber gerade jetzt nach der Zeit möchte ich doch dann mal ein bisschen mehr Gas geben und vielleicht doch mehr erleben, mehr Geschmacksrichtungen kennenlernen zum Beispiel auch und, ja, einfach Dinge noch besser, intensiver spüren oder halt wahrnehmen. Mit mir im Zimmer lag einer, der hat immer gesagt, wenn es stressig wurde: „Ruhig Blut, es wird schon.“ Und genau diese Worte habe ich immer noch im Kopf. Der hat leider den Kampf nicht überlebt gegen seine Krankheit. Aber genau diese Worte habe ich immer noch. Egal, wenn irgendwas stressig ist, wenn irgendwas sein sollte, irgendwas hektisch wird. Man nimmt vieles einfach gelassener, lockerer. Streitfälle sind keine Streitfälle, das sind einfach nur Meinungen, die aufeinander treffen und die es einfach zu sondieren gibt. Ja, einfach das ganze Bild auf die Menschen um einen rum, auf die ganze Umwelt um einen rum ist einfach viel gelassener. Man muss es einfach so nehmen, wie es kommt. Das Schicksal hat für einen schon eine Geschichte geschrieben, die man eigentlich nicht ändern kann. Das ist meine Sichtweise davon. Und ja, man soll einfach mit jedem versuchen, gut auszukommen. Jeder ist irgendwie auf seine Art mit den anderen gleich. Und ja, einfach das Lockere, das Gelassenere, oft Dinge, die vielleicht anderen wichtig erscheinen, aber total banal sind. Die Krankheit sagt mir, was ich zu essen habe, was ich nicht zu essen habe, wie ich zu leben habe in Zukunft, worauf ich achten soll, das macht alles die Krankheit, das macht alles der Tumor für die quasi. Er schaut, er plant für dich das ganze Leben sozusagen, wenn nicht sogar noch viel mehr, die Zukunft, Kinder betreffend und alles.
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