Diagnose Krebs: die Reaktion von Nadja Will
Nadja Will sagt:
Ich glaube tatsächlich, dass ich in dem Moment meine beruflichen Kompetenzen komplett abgelegt habe, als das Wort Brustkrebs fiel, ja, ist bei mir auch alles abgefallen. Und zwar war ich out of order, wenn ich das mal so bezeichnen darf. Ich konnte es für mich überhaupt nicht orten. Die Ärztin, die erste, die mich untersucht hat, hat ganz klar gesagt, der Brustkrebs hat sich in den letzten 20 Jahren, oder die Brustkrebsforschung ist in den letzten 20 Jahren so weit, Frau Will, Sie müssen jetzt wirklich tapfer bleiben und den Blick nach vorne wagen. Das waren klare Worte, ohne wenn und aber wurde, als hättest du ein Kantholz vor den Kopf gekriegt. Guten Morgen und so sieht es aus. Und für mich, ich habe gedacht, ja, ich saß bei dem Chef und habe gesagt, kann jetzt einen Bestatter bestellen, oder was? Also ich habe ja auch für mich gleich Krebs, Angst, Tod. Also das war für mich, obwohl ich aus der Medizin komme und bestimmt auch Kompetenzen habe und viel auch gesehen habe, dass der Krebs nicht gleich Tod ist. Aber für mich war das ganz klar, Krebs, wie schrecklich, oh Gott. In dem Moment, wo das ausgesprochen wurde, ich kann mich an gar nicht mehr viel erinnern, vom Gespräch, wo ich einfach aufgeklärt wurde, mit meinem Mann. Aber irgendwie habe ich da innerlich gedacht, jetzt, Naddel, du musst dich schütteln, wer regiert jetzt hier eigentlich? Also ich weiß gar nicht, wie das war. Das war so ein Setting, ich habe gehört, gut, Brustkrebs, Therapie, wann, was, wie brauche ich. Und dann ging das wie in so einem Film ab, in meinem Kopf und habe gefragt, ja, und wann starten wir jetzt? Jetzt brauche ich noch einen Port und dann dies und das und jenes. Ich habe mich fokussiert auf mich und habe gedacht, okay, standardmäßig, zack, zack, zack. Das brauchst du, da geht es lang, dann können wir ja übermorgen mit der Chemo anfangen, so ungefähr. War ja auch so, es war dann drei Tage später, bis dahin bin ich durchgescreent worden, ich habe den Port bekommen und habe dann die erste Chemo gehabt. Und in dem Moment dachte ich, gut, also hättest du mich vor zwei Jahren gefragt, wie gehst du damit um, wenn du die Diagnose Krebs hast? Hätte ich dir alles erzählt, aber ganz sicher nicht das, dass ich mich so verhalte und dass ich auch so lerne, damit umzugehen. Natürlich ist das irgendwie in mir. Bedeutend war in dem Moment, wo ich gestanzt wurde, hat Doktor Hollbein mir, ich habe zu Tränen geweint, ich habe gefleht, nehmen Sie mir jetzt die Brust ab, ich war völligst out of order. Er hat ganz klar zu mir gesagt, hat quasi mich fixiert und hat gesagt, also, Nadja, ich verspreche Ihnen eins, ich mache Sie wieder gesund, aber Fakt ist, die mentale Einstellung ist entscheidend. Und jetzt im Nachgang, das ist so mein Branding oder mein Tattoo im Kopf. Das hat mich getragen. Aus schulmedizinischer Sicht haben alle getan, was sie konnten, aber für mich war klar, du hast die Möglichkeit, für dich zu wissen, wie dealst du damit, wie gehst du damit um. Und das ist eigentlich in dieser Situation entstanden. Also, dieses Tattoo trage ich die ganze Zeit mit mir-.
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- coronavirus Brustkrebs
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