Erfahrungen mit Psychoonkologie
Tatjana Loose sagt:
Menschen geben sich immer die Schuld an Sachen. Gott sei Dank hatte ich dann einen Psychologen im Sana Klinikum bekommen, weil bei der Chemotherapie hatte ich eben so eine Heulattacke, also ich war so ganz am Boden. Und der Psychologe nahm sich dann meiner an und stellte auch die richtige Frage und fragte mich: „Warum denken Sie denn, dass Sie Schuld haben?“ – „Ich habe geraucht, ich habe Alkohol getrunken, ich habe das Leben genossen, ich habe Freunde gehabt, ich habe Sex gehabt. Ich habe gelebt.“ – „Ja, und? Sie sind jetzt schuld?“, fragte er. „Ja“, habe ich gesagt, „ich bin schuld daran, weil ich das gemacht habe.“ – „Und Sie sind auch ganz alleine, die das gemacht hat. Macht sonst keiner.“ – „Doch.“ – „Und die sind alle krank?“ – „Ne.“ – „Aha. Und warum sind Sie jetzt schuld an dem, was Sie gemacht haben?“ – „Gute Frage. Ich bin nicht schuld.“ Natürlich habe ich zuerst nicht mit den Angehörigen darüber gesprochen, weil nicht nur mich hat es ja den Boden unter den Füßen weggehauen, sondern auch meinen Angehörigen. Erst mal sagst du gar nichts, weil die haben ja schon genug zu tun, erst mal das zu verarbeiten. Gott sei Dank war ich im Krankenhaus, ich habe mir den Krankenhauspsychologen geholt. Die sagte mir: „Natürlich müssen Sie mit Ihren Angehörigen reden. Die stehen im Leben, die stehen mit beiden Füßen im Leben. Wenn die Sachen nicht ertragen oder durchhalten können, dann können die immer noch sagen: „Stopp, ich kann nicht, ich kann dir jetzt gerade nicht helfen. Aber da ist noch jemand anders, der dir helfen kann.““ Und das war ein Supertipp, mit dem ein Betroffener gut klarkommt.
- person Tatjana Loose
- coronavirus Bauchspeicheldrüsenkrebs
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