Ein schwerer Weg zur Nähe
Während einer Krebsbehandlung kann es mehrere Therapieoptionen geben. Die Genesungschancen eines Erkrankten hängen vom Krebsstadium und vom Ort seines Auftretens ab.
Von welchen unterschiedlichen Therapiephasen und Erfolgen dabei können Sie uns erzählen, und wie haben Sie diese jeweils emotional erlebt?
Zurück zum Themen-Special "Angehörige"Es kam dann anders. Obwohl die Tumore zunächst verschwunden waren, kam der Krebs nach ein paar Monaten zurück. Deshalb bekam meine Mama eine speziellere hochdosierte Chemotherapie. Diese war sehr heftig, aber leider nicht wirksam genug, sodass die Ärzte meiner Mutter empfahlen, eine Stammzell-Therapie zu machen. Es wurde dann nach einem geeigneten Spender gesucht, doch in der Datenbank kein passender gefunden. So wurde beschlossen, die Stammzellen aus ihrem eigenen Blut herauszufiltern, sie aufzubereiten und ihr wieder zuzuführen. Es war für mich sehr schlimm, meine Mutter in diesem Zustand im Krankenhaus zu sehen, weil die Behandlung sehr hohe Nebenwirkungen hatte. Es ging ihr körperlich sehr schlecht, sie hat viel gelegen, gebrochen und unheimlich viel abgenommen. Man sah ihr an, dass die Therapie dem Körper arg zusetzte. Obwohl die Besuche im Krankenhaus für mich sehr schwer waren, wollte ich, so oft es ging, dort sein, um ihr zu zeigen, dass ich da bin und dass wir sie alle brauchten. Hinzu kam das Problem, dass ich zu der Zeit eine Tochter im Kindergartenalter hatte, die immer wieder mit Infekten nach Hause kam. Aber mit Erkältungssymptomen durften wir nicht zu meiner Mutter. Somit wurden unsere Besuche zeitweise ausgesetzt. Es gab einmal einen Zeitraum von sechs Wochen, in denen ich sie nicht sehen konnte. Das war sehr hart für mich. Ich habe in der Zeit häufig mit meinem Vater, wenn er sie besucht hatte, und auch mit ihr telefoniert. Aber diese Telefonate können Besuche nicht aufwiegen. Auch meine Tochter fragte oft, wann wir zu Oma ins Krankenhaus fahren würden. Ich musste dann immer sagen, erst wenn du wieder gesund bist. Es war schwer für sie zu verstehen, dass die Erkältung für meine Mutter eine große Gefahr war, weil ihr Immunsystem durch die Chemo sehr geschwächt war. Als ich nach der langen Zeit endlich wieder zu meiner Mutter ins Krankenhaus durfte, war ich deshalb sehr aufgeregt und durcheinander. Sie hatte sich durch die ganzen Therapien äußerlich verändert. Ich habe mich aber trotzdem sehr darauf gefreut, weil ich einfach gemerkt habe, dass es ihr guttut und dass sie daraus Kraft schöpft. Und bevor meine Tochter und ich in ihr Krankenzimmer durften, mussten wir uns vorher entsprechend verkleiden mit Umhang, Schuh-Überziehern, Handschuhen und Mundschutz. Meine kleine Tochter sah darin sehr niedlich aus und meine Mama hat gelacht, als wir zur Tür reinkamen. Das war für meine Tochter, als spielten wir Arzt. In ihrem Alter hat sie viel hinterfragt und wollte zum Beispiel wissen, wofür ihre Omi diesen Zugang brauchte. Meine Mama hat ihr alles genau erklärt, dass dadurch die Medizin kommt, die sie wieder gesund macht. Dieser Moment war für mich nach der langen Zeit sehr schön. Wir waren uns wieder richtig nah.
Christin Jabbusch
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